Psychologie
Welche Eigenschaften den Gesamteindruck prägen
Während des ersten Weltkrieges untersuchte der amerikanische Psychologe Edward Thorndike die Beurteilung von Untergegebenen durch ihre Offiziere und kam zu einem folgendem Ergebnis: Die Offiziere schlossen von äußerst spärlichen positiven Eigenschaften auf einen alles in allem positiven Gesamteindruck.
Wenn zum Beispiel ein Soldat in den Augen des beurteilenden Offiziers gut aussah und vorbildlich saubere Stiefel trug, dann schrieb er diesem Soldaten ohne weitere Prüfung positive Kompetenzen wie gute Schießfertigkeiten, Ausdauer und Mut zu. Letztendlich hatte der Offizier von dem Soldaten einen guten Gesamteindruck, nur aufgrund seines Aussehens und seiner sauberen Schuhe.
Wenige Eigenschaften "überstrahlen“ somit die Wahrnehmung des Beurteilenden und führen zu einem falschen Gesamteindruck. Umgekehrt führt der Teufelseffekt dazu, von wenigen schlechten Eigenschaft auf einen schlechten Gesamteindruck zu schließen. Der Begriff Halo-Effekt stammt dabei vom griechischen Wort halos, dem Lichthof, der in manchen Vollmondnächten rund um den Mond herum sichtbar ist.
Fehleinschätzungen bei Bewerbern und Unternehmen
Diese Verzerrung der Wahrnehmung und Beurteilung bedeutet ein handfestes Risiko: Nicht nur einzelne Personen können falsch eingeschätzt werden, sondern auch ganze Teams oder sogar Unternehmen. Das Fatale: Die gefühlte Beurteilung einer Person wird schnell zur vermeintlichen Intuition.
Das kann bei einer Bewerberin in Ihrer Firma passieren, der auf Grund ihrer Pünktlichkeit und einer sympathischen Ausstrahlung auch gleich die für die Stelle nötige Kompetenz zugetraut wird. Natürlich kann man mit dieser Einschätzung richtig liegen, aber es könnte sich genauso um den Halo-Effekt handeln. Die Professionalisierung von Intuition bedeutet deshalb auch, sich Klarheit darüber verschaffen, wie anfällig wir für den Halo- und Teufelseffekt sind.