Aufsichträte zweifeln an ihren Managern
Welche Führungskräfte Headhunter und Personalchefs jetzt suchen
Wo praktische Erfahrung verlangt wird, hat Jugendkult keinen Platz. "Eine erstaunliche Folge der Krise liegt darin, dass Seniorität jetzt wieder mehr gilt", stellt Walter Droege fest, Unternehmensberater aus Düsseldorf. Für reifere Kandidaten spreche ihr Fachwissen, dass sie in der Praxis und nicht in Schnellkursen an der Business School erworben haben. Den erfahrenen Managern falle es zudem leichter, mutig zu sein und trotzdem rechtzeitig zu merken, wann die Grenze zum Übermut überschritten sei.
Erfahren, versiert, umgänglich, durchsetzungsstark - so einmütig die Fachwelt die Forderungen an die neuen Krisenmanager formuliert, so schwer fällt es ihr doch, prominente Konzernlenker zu nennen, die das Ideal verkörpern.
Peter Löscher zeigt demonstrative Demut
Häufig genannt wird Siemens-Chef Peter Löscher, obgleich seine Berufung nicht mit der Finanzkrise zusammenhing und inzwischen auch er Kritik einstecken musste. Immerhin: Die demonstrative Demut, die Löscher zum Amts antritt zeigte, sein volles Eingeständnis der Korruptionsaffäre haben Eindruck gemacht und gelten vielen Auguren als vorbildlich.
Andere sehen Karl-Gerhard Eick, bisher Finanzchef der Telekom und künftig Arcandor-Chef, als den Aufräumer neuen Typs an. Tatsächlich hat Eick wesentlich dazu beigetragen, dass aus dem scheinbar hoffnungslosen Fall Deutsche Telekom ein Konzern wurde, der sich in seiner Branche achtbar schlägt. An seiner neuen Wirkungsstätte dürfte er allerdings mehr als Abwickler denn als wirklicher Sanierer auftreten.
Eine Musterkarriere machen Kenner auch bei Tchibo aus. Dort übernahm Peter Rikowski (45) im Januar das Vertriebsressort. Rikowski war schon als Jungmanager beim Hamburger Kaffee- und Gemischtwarenhändler; vor sieben Jahren ging er zur Bitburger Braugruppe, wo er einen anerkannt guten Job erledigte und bis zum Chef aufstieg. Kundige Beobachter loben ihn als Fachmann und Motivator - ganz von der Sorte, wie sie jetzt gebraucht werden.