Die IT-Trends 2009
Welche Projekte 2009 auf der Strecke bleiben
In besonderem Maße seien die Finanzbranche und die Automobilindustrie betroffen. Aber selbst hier würde es nicht zu einem kompletten Stillstand kommen: In vielen Bereichen sei die IT von strategischer Bedeutung und unverzichtbar für Effizienzsteigerungen, Prozessintegration und Konsolidierung. Beide Branchen würden deshalb auch weiterhin neue Projekte aufsetzen. Bei der Finanzwirtschaft rechnet er für die Bereiche Risiko-Management, Compliance und Multi-Channel-Integration sogar mit leichtem Wachstum. Die Autoindustrie werde auf Investitionen in Embedded-Systems, Product-Lifecycle-Management (PLM), Prozessautomatisierung oder Manufacturing Execution Systems (MES) auch in wirtschaftlich schwachen Zeiten kaum verzichten können.
Die Hauptsorge der CIOs im kommenden Jahr wird nicht sein, tatsächliche oder vermeintliche Zukunftstrends zu verpassen, sondern ihr Projektportfolio und ihre Kostenstruktur genau zu überprüfen. Während es auf der Projektseite einer klaren Differenzierung der Vorhaben in die Kategorien "Must have" und "Nice to have" bedarf, geht es auf der Kostenseite darum, weitere Einsparpotenziale im operativen Betrieb zu identifizieren. Und hier sind es vor allem die Themen Outsourcing und Offshoring sowie Konsolidierung, Virtualisierung und auch Green IT, die eine reelle Chance auf prominente Plätze im Investitionsplan für das kommende Jahr haben.
Ökonomischer Verstand siegt
"Green IT wird 2009 noch an Relevanz gewinnen. Denn es geht weniger um das ökologische Gewissen als vielmehr um den ökonomischen Verstand, der Green-IT-Projekte auf der Agenda der CIOs nach oben steigen lässt", sagt Experton-Analyst Burau. 2009 würden zunehmend gesamtheitliche Ansätze gefahren werden, die über die bisherigen Einzelthemen Virtualisierung und energieeffiziente Hardware hinaus auch System-Management, RZ-Planung, Klimatisierung und Wirtschaftlichkeitsrechnungen umfassen. "Der Trend zur Modernisierung und umweltfreundlichen Ausgestaltung des IT-Betriebs, der bisher vor allem von Großunternehmen vorangetrieben wurde, wird sich 2009 auch im Mittelstand verbreiten", sagt Burau.
Auch Investitionen in Outsourcing und Offshoring als klassischen Instrumenten zu Senkung der IT-Betriebskosten könnten in wirtschaftlich schlechten Zeiten zunehmen. Ohnehin ist der Outsourcing-Markt durch längere Vertrags- und Vertriebszyklen geprägt. "Schon heute gehen 45 Prozent der Ausgaben für IT-Services deutscher Unternehmen in Outsourcing", sagt Katharina Grimme von Nelson Hall. "Dabei geht es um langfristige Verträge für den Betrieb von IT-Infrastruktur und Applikationen - das lässt sich nicht zurückfahren." Im Gegenteil: "Die Krise wird eine Welle von neuen Outsourcing-Vereinbarungen auslösen."
Werden damit IT-Service-Anbieter als Gewinner aus der Krise hervorgehen? Wohl kaum. Denn der Preisdruck auf die Dienstleister nimmt merklich zu. Nach der Studie von Forrester Research "Service Providers Start To See The Implications Of The Credit Crunch" von Anfang Oktober stehen sie unter zunehmendem Druck: Rund 70 Prozent der befragten Unternehmen wollten "wahrscheinlich" (44 Prozent) oder "sehr wahrscheinlich" (26 Prozent) die Wirtschaftskrise zum Anlass nehmen, mit ihren Service-Providern geringere Vergütungen zu verhandeln. Zudem gaben mehr als 43 Prozent der rund 1000 befragten Unternehmen aus Europa und den USA an, dass sie ihre IT-Budgets bereits gekürzt hätten, 26 Prozent erklärten, dass sie ihre Projekte und Zukunftsvorhaben einer gründlicheren Prüfung im Hinblick auf den RoI unterzögen.