Haltlose Verdächtigungen, rigorose Kontrollen, persönliche Gängelei

Wenn die Geschäftsreise zum Horrortrip wird

10.11.2008
Von Claus G. Schmalholz und Anne Preissner

Zähneknirschend befolgte er den Rat, den er für solche Fälle gern parat hat: "Niemals protestieren. Widerspruch provoziert lediglich die nächste Stufe der Eskalation."

Geduld und Zurückhaltung empfehlen sich aber auch aus einem ganz anderen Grund: Ohne es zu ahnen, kann sich der in bester geschäftlicher Absicht reisende Manager in einem der Datenbankraster verfangen haben, mit dem Polizei und Heimatschutzministerium Verdächtige aus dem Terrorumfeld suchen.

Verdächtige Namen auf No-Fly-Listen

Das Risiko ist nicht zu unterschätzen. Seit 2004 erfasst die US Homeland SecuritySecurity 34 Einzeldaten jedes Reisenden, von der Reiseroute über die Essenswünsche bis hin zu Anzahl und Gewicht der Gepäckstücke. Ein Computer gleicht die Daten mit den Profilen von Terrorverdächtigen ab und ordnet jeden Reisenden per Ampelfarbe einer Gefährdungsstufe zu: Grün steht für unbedenklich, Gelb führt zu eingehenden Untersuchungen der betroffenen Passagiere, Rot bedeutet Einreiseverbot. Alles zu Security auf CIO.de

Dass die ungezügelte Sammelwut der US-Behörden mehr ist als nur ein datenschutzrechtliches Ärgernis, zeigt die Existenz sogenannter No-Fly-Listen. Auf diesen streng unter Verschluss gehaltenen schwarzen Listen stehen Namen, von denen die Behörden vermuten, dass sie von potenziellen Flugzeugentführern als Decknamen benutzt werden könnten. Reisende, die das Pech haben, tatsächlich so zu heißen, laufen Gefahr, wie Staatsfeinde behandelt zu werden.

Auch Angehörige bestimmter Berufsgruppen müssen sich auf Ärger einstellen. Bei Mitarbeitern der Darmstädter Merck KGaA etwa führte die Berufsangabe Biochemiker häufig zu langen Interviews durch das Sicherheitspersonal, sagt Merck-Reisemanager Carnier. Viele hätten deshalb schon ihre Anschlussflüge verpasst. Die Reisemanager des Konzerns empfehlen ihren Kollegen dennoch, bei der Wahrheit zu bleiben und die Befragungen über sich ergehen zu lassen. Sonst, so die Befürchtung, könnte am Ende das ganze Unternehmen unter verschärfter Beobachtung der US-Aufpasser stehen.

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