Moritz Freiherr Knigge im Interview

Wie kündigt man wertschätzend?

28.09.2017
Von Sven Ohnstedt

Keine schnelle E-Mail

Hilft sprachliche Eindeutigkeit?

Knigge: Ja, absolut - solange sie nicht verletzend ist. Man sollte allerdings nicht davon ausgehen, dass das einem stets gelingt.

Viele gängige Begriffe sind mehrdeutig.

Knigge: Eben. Was ist optimale Sprache? Es fängt ja schon damit an, dass Sie bestimmt zwei Personen finden, die sich unter einer Optimierung etwas grundlegend Verschiedenes vorstellen, also den Begriff unterschiedlich verstehen. Man sollte vorsichtig sein, vor allen Dingen im Schriftverkehr. Ich bin beispielsweise eher konservativ, wenn es darum geht, wie man E-Mails schreiben sollte.

Wie denn?

Knigge: Denken Sie an eine kleine Begrüßung, ein Wort nebenher. Zudem: eine normale Schriftform, es gibt Rechtschreibregeln. Das war es auch schon, mehr ist es gar nicht. Wir hören ja immer wieder, wie Leute über ihren E-Mail-Verkehr schimpfen. Das können Sie, wie gesagt, problemlos entschärfen. Nehmen Sie sich die Zeit dafür!

Aber wenn es schnell gehen muss

Knigge: Wenn es ganz schnell gehen muss, ruft man eben an.

Es wird kaum jemand auf E-Mails verzichten können.

Knigge: Nein, aber wir müssen weg von dieser schnellen E-Mail, wieder hin zur verbalen Kommunikation. Sie können Konflikte schriftlich nicht lösen. Sobald Sie Ihr Schriftstück losgeschickt haben, besitzen Sie keinen Zugriff mehr darauf. Sie überlassen dem Empfänger die Deutungshoheit.

Sie lösen Konflikte aber auch nicht am Telefon.

Knigge: Sie können aber eingreifen und auch nachhaken. Sie haben die Möglichkeit, Dinge noch einmal neu zu benennen. Sie können reagieren.

Zur Person: Moritz Freiherr Knigge gründete im Jahr 2002 zusammen mit Michael Schellberg die Freiherr Knigge oHG. Das Unternehmen bietet Vorträge und Workshops zur wertschätzenden Konstruktion und Kommunikation an.

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