Strategien


Gespräch mit CIO Pfisterer

Wie Telefónica die Digitalisierung stemmt

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Von der Ernennung eines Chief Digital Officer (CDO) hält Telefónica-CIO Andreas Pfisterer nichts. Für ihn ist digitale Transformation auch seine Aufgabe, die er etwa durch Auslagern von Commodity-Services bewältigt. Den "klassischen" CIO sieht er als Auslaufmodell.
  • Telefónica-CIO Andreas Pfisterer versteht sich als Enabler und aktiver Gestalter der Digitalisierung
  • Er agiert als Berater von CEO, Chief Operation Officer (COO) und allen, die das operative Geschäft verantworten
  • Als Mitarbeiter wünscht er sich Menschen mit der "Denke eines IT-Architekten"

Glänzende 146 Meter ragt das moderne Hochhaus Uptown München in den Himmel und hoch hinaus will auch Mieter Telefónica: Als künftige "leading digital Telco" sieht sich der Mobilfunkbetreiber. CIO ist Andreas PfistererAndreas Pfisterer - und sozusagen in Personalunion Chief Digital Officer (CDO). Profil von Andreas Pfisterer im CIO-Netzwerk

Die Branchendiskussion um diese neu entstehende Rolle verfolgt der 44-Jährige mit Interesse. Und mit einer klaren Position: "Wenn ein Unternehmen einen CDO benennt, denken alle: Jetzt kümmert sich endlich mal jemand um Digitalisierung", sagt er im Gespräch mit uns. Pfisterer will die digitale Transformation aber als Aufgabe des gesamten Unternehmens verstanden wissen.

Dabei steckt Telefónica derzeit ohnehin in einer Transformation. Im Herbst vorigen Jahres hat das Unternehmen den vormaligen Mitbewerber E-Plus übernommen. Die technologische wie kulturelle Zusammenführung der Unternehmen ist noch im vollen Gange.

Der CIO setzt die Digitalisierung an oberste Priorität. Das Thema berührt beiTelefonicaTelefonicadrei Ebenen: die erste Ebene besteht im Identifizieren neuer Chancen durch neue Geschäftsfelder und -modelle sowie der Frage, welche digitalen Services daraus abgeleitet werden können. Die zweite kreist um das Stichwort Customer Journey. "Diese wollen wir durchDigitalisierungDigitalisierung so gestalten, dass sie für die Kunden noch ansprechender und komfortabler und für uns noch effizienter wird", erklärt Pfisterer. Das gilt für alle direkten und indirekten Kontaktpunkte des Kunden mit dem Unternehmen, über sämtliche Zyklen hinweg, die der Kunde vor und nach Vertragsabschluss durchläuft. Auf der dritten Ebene richtet sich der Blick nach innen: das Unternehmen automatisiert und digitalisiert seine Prozesse. "Ich arbeite zum Beispiel komplett papierlos", lacht der CIO. "Ich habe noch nicht einmal mehr eine Visitenkarte!" Top-500-Firmenprofil für Telefonica Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Wo die IT-Organisation in diesem Prozess verankert ist, umschreibt Pfisterer mit einem Wort: mittendrin. Die Rolle der IT ist nicht nur die des Enablers, sondern auch des aktiven Gestalters, sagt er. "Wir stellen uns täglich die Frage, wie wir als IT einen Mehrwert für unsere Kunden und das Unternehmen durch digitale Transformation erbringen können." Glaubt man dem Analysten Frank RidderFrank Ridder vom Marktforscher Gartner, funktioniert das nur, wenn der CIO sein klassisches Tagesgeschäft abgibt. Ein Satz, den der Telefonica-CIO unterschreiben würde. Profil von Frank Ridder im CIO-Netzwerk

"Ich muss nicht alle IT-Services in der gesamten Fertigungstiefe selbst erbringen", sagt er. Das kann auch bedeuten, bei bestimmten IT-Services, insbesondere bei Commodity-Services, stärker auf spezialisierte Partner zu setzen. Neben höherer Kosteneffizienz und Flexibilisierung, zum Beispiel im Cloud-Umfeld, kann das einen Zugang zu neuen Technologien mit sich bringen. Intelligentes Partnering hält dem CIO den Rücken frei für die Digitalisierung.

Das ist ein klares Bekenntnis zum CIO-Rollenwandel. Der klassische CIO, der sich in erster Linie um Rechenzentrum, Server, Netze und Anwendungsentwicklung kümmert, ist für Pfisterer eher ein Auslaufmodell. "Das geht in unserer Branche schon heute nicht mehr", sagt er ganz sachlich. Sein Bild eines Wunsch-Mitarbeiters sieht so aus: "Wir brauchen Mitarbeiter mit der Denke eines IT-Architekten, Leute also, die wissen, wie man neue Technologien so verknüpft, dass wir neue Geschäftsfelder erschließen können."

"Es gibt keine blöden Fragen!"

Eben weilDigitalisierungein Thema des gesamten Konzerns ist, dreht sich bei Telefónica viel um Kommunikation. In verschiedenen Führungskräfteveranstaltungen und Foren sowie All Staff Meetings an den verschiedenen Standorten soll jeder einzelne Mitarbeiter verstehen, welche Chancen Digitalisierung den Kunden, dem Unternehmen und damit auch ihm selbst bringen. Dabei folgt Pfisterer dem alten Motto, wonach es keine blöden Fragen gibt, sondern, so der CIO lachend, schlimmstenfalls mal eine blöde Antwort. "Ich sitze nicht hinter verschlossenen Türen", betont er. "Jeder Mitarbeiter kann bei mir vorbeischauen, wenn Gesprächsbedarf besteht!"

Für Telefonica-CIO Andreas Pfisterer ist der klassische IT-Leiter, der sich um Rechenzetrum, Server, Netze und Anwendungsentwicklung kümmert, ein Auslaufmodell.
Für Telefonica-CIO Andreas Pfisterer ist der klassische IT-Leiter, der sich um Rechenzetrum, Server, Netze und Anwendungsentwicklung kümmert, ein Auslaufmodell.
Foto: Telefónica

Im kleineren Kreise - dem aus CEO, COO und ihm sowie allen Kollegen, die das operative Geschäft verantworten - sieht sich Pfisterer auch als Berater. Was ihm nicht schwer fallen dürfte: der CIO hat Informatik und BWL studiert und bringt mehr als 20 Jahre Erfahrung in Führungsrollen bei verschiedenen Telekommunikationsfirmen im In- und Ausland zurück, außerdem war er als Unternehmensberater tätig. Sein Selbstverständnis: "Ich bin ein Technologe mit extrem hoher Business-Affinität."

Und so ist sich Pfisterer seines natürlichen Vorteils einer Branche mit grundsätzlich hoher Technologie-Affinität bewusst. Ein Patentrezept für CIO-Kollegen in konservativeren Branchen, die die Digitalisierung irgendwie angehen müssen, hat er auch nicht. "Es beginnt beim Umdenken im Kopf und bei der Bereitschaft zum Wandel", sagt der Informatik-BWLer. Und räumt ein: "Eine Herausforderung ist die Digitalisierung für jede Branche!" Das gelte nicht nur für die Wirtschaftswelt, so Pfisterer weiter. Das genannte Umdenken wünscht er sich im ganzen Land. "Ich weiß, Deutschland war lange Zeit das Land der Ingenieure. Aber jetzt kommt die nächste Stufe."

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