Wie Young Professionals ihre Karriere planen
Wir sind dann mal weg
60-Stunden-Wochen für eine als Gehalt getarnte Frechheit - das ist vorbei. Wer begehrt ist - und die meisten sind es -, kann es sich leisten, in der Berufsplanung wieder weichere Akzente zu setzen. So beobachtet Trendence-Mann Koch unter den Professionals zumindest in Teilen ein stärkeres Interesse an Work-Life-Balance als bei Absolventen; 46 Prozent der Befragten halten diesen Aspekt für sehr wichtig. "In diesem Alter verschieben sich langsam die Prioritäten", sagt Koch, "interessanterweise entlang der klassischen Rollenverteilung: Unter den Befragten arbeiten 44 Prozent der Mütter Teilzeit, aber nur 2 Prozent der Väter."
Auch Jenny Bofinger, blond-elegant im Business-Kostüm, hatte eine Weile überlegt, etwas kürzerzutreten: Vor ein paar Monaten stieg sie auf zum Managing Consultant, "ich habe bereits eine sehr steile Lernkurve hinter mir, da wollte ich stärker in den strategischen Bereich, zum Beispiel in der IndustrieIndustrie". Der Wunsch wurde Wirklichkeit; den Karriereturbo nimmt Bofinger, anders als viele Geschlechtsgenossinnen, vorerst allerdings nicht heraus: Demnächst steigt sie bei den Unternehmensberatern von Siemens ein. Top-Firmen der Branche Industrie
In manchen Unternehmen liegt die Fluktuationsrate unter Young Professionals inzwischen bei 25 Prozent. Der ständige Wechsel ist teuer, wichtiges Know-how geht verloren, doch kaum jede zehnte Firma, schätzen Experten, ist sich der Dringlichkeit der Situation überhaupt bewusst. "Die Strategie der vergangenen Jahre, einfach immer neue Absolventen einzustellen, gerät an ihre Grenzen", sagt Martin Hofferberth von der Unternehmensberatung Towers Perrin. Fast verzweifelt verschieben manche Unternehmen nun die Gewichte vom RecruitingRecruiting zur klassischen Personalentwicklung; andere - wie SAP - nutzen den Nestbautrieb und versuchen, Mitarbeiter etwa durch günstige Hausbaukredite fest zu binden. Alles zu Recruiting auf CIO.de
Dort arbeiten, wo die Musik spielt
Fragt sich nur: Hilft das? Oder sind die Jungmanager von heute eine Bande Illoyaler, die sowieso irgendwann gehen, weil die Kirschen in Nachbars Garten immer saftiger sind als die eigenen? Generation "Ich bin dann mal weg"?
Karrieren werden schneller - und global. Im europäischen Ausland liegt der Anteil derer, die sich einen Wechsel vorstellen können, bereits bei rund 70 Prozent; was derzeit in Deutschland passiert, ist nicht mehr als eine Anpassung an internationale Karrieregepflogenheiten.