Karriere neu überdenken
Was Führungskräfte künftig können müssen
Die Veränderung kommt auf leisen Sohlen mit Gummiprofil. Diskret und fast unscheinbar arbeitet sie sich durch Deutschland, es wäre leicht, sie zu übersehen. Und doch steht sie auf einmal da, im wuseligen Hamburger Hauptbahnhof, lächelt und sagt leise "Guten Tag, Suchanek mein Name".
Andreas Suchanek trägt graues Haar und grauen Vollbart, die Brille ist dezent, die Aktentasche prall gefüllt und wetterfest. Der Wirtschaftsethik-Professor ist Vorstandsvorsitzender des Wittenberg-Zentrums für globale Ethik. Sein Vorzeigeprojekt ist ein Moralkodex für die Chemiebranche, unterzeichnet von Arbeitgebern und Gewerkschaften. Das war im August 2008, einen Monat vor Lehman. Seither reist er noch mehr als zuvor durchs Bundesgebiet, emsig, in freundlicher Verbindlichkeit und mit Bahncard 100, um Dialoge in Gang zu bringen. Die führt man jetzt gern, doch irgendwie ist das auch das Problem: "Über Verantwortung, Fairness, Respekt und Ähnliches zu reden ist einfach", sagt Suchanek, "aber dann kommt das Alltagsgeschäft, und man denkt nicht mehr daran."
So gestalten sie sich mühsam, die Reisen des Herrn Suchanek. Ethik in der Wirtschaft, das war noch nie leicht in einer cc-Kultur, in der Mails stets an möglichst viele verschickt werden, weil keiner Verantwortung tragen will. Es ist noch schwieriger geworden, seit durch die Republik dieses unterschwellige Gefühl wabert, es müsse sich durch den Wirtschaftseinbruch etwas verändern - aber keiner so recht anfangen will.
Fast anderthalb Jahr schon hält die Krise die Republik im Würgegriff. Nun, da die Indikatoren zaghaft wieder nördlichen Kurs setzen, ist das Wort, das die Lage des Landes am ehesten trifft, nicht Erleichterung. Sondern Irritation: Viele fragen sich, ob überhaupt etwas anders ist. War's das schon?
Gefunden im manager-magazin