Karriere neu überdenken

Was Führungskräfte künftig können müssen

22.03.2010
Von Helene Endres und Klaus Werle

Motivation durch eigene Kündigung

Die ehemalige Greenpeace-Mitarbeiterin kündigte und heuerte im September bei der Deutschen Energie-Agentur an, als Bereichsleiterin Regenerative Energien, ausgerechnet. Kein Dienstwagen mehr, geringeres GehaltGehalt - und trotzdem ist Vogel glücklich. Wie für so viele, die in den vergangenen Monaten den Job wechselten, fungierte die Krise paradoxerweise als Motivationsschub: "Für mich war das die Initialzündung, Dinge anzugehen, die ich schon lange überlegt hatte, mich aber unter normalen Umständen nie dazu aufraffen konnte." Alles zu Gehalt auf CIO.de

Eine kluge Entscheidung, meint Veränderungsexperte Klaus Doppler: "Wer sich jetzt an seinem Posten festklammert, auch wenn er eigentlich lieber etwas anderes machen würde, tut genau das Falsche." Wem Arbeitsplatzsicherheit wichtiger ist als persönliche Weiterentwicklung, der verpasst die Gelegenheit zum Neustart. Ob im neuen Job oder in der alten Firma - wie jede Umbruchsituation stößt auch diese neue Türen auf: Es gibt wieder echte Probleme, mit deren Lösung man sich profilieren kann. Die Budgets sind so knapp, dass ungewöhnliche Ideen plötzlich wieder Chancen haben. Und ein Bruch im Lebenslauf wird eher verziehen, sodass auch persönliche Experimente leichter fallen.

Mut zur Karriere, das bedeutet natürlich nicht Wechseln um jeden Preis. Es kommt darauf an, Ruhe zu bewahren und sich nicht unter Wert zu verkaufen.

Entsprechend gründlich hat Jan Van Riet (50) überlegt. Elf Jahre arbeitete der Diplomingenieur, ein gelassener Mann mit Stoppelhaar und sonorer Stimme, bei Procter & Gamble. Es folgten diverse Stationen im Topmanagement mittelständischer Unternehmen wie Herlitz und Rotring. Zuletzt amtierte Van Riet als Chef des Stofftierherstellers Nici. Haupteigentümer war und ist der Finanzinvestor Strategic Value Partners.

Immer unrealistischer wurden damals die verlangten Wachstumsraten, immer schärfer das Durchgreifen der Investoren ins Operative, der Begriff "langfristige Strategie" kam auf die rote Liste der bedrohten Arten. Bonusüberlegungen dominierten. "Es war genau die Art von Mechanismen, die wenig später die Finanzkrise mit verursachten", sagt Van Riet. "Für mich ist diese einseitige Shareholder-Perspektive aber nicht die Lösung."

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