Karriere neu überdenken

Was Führungskräfte künftig können müssen

22.03.2010
Von Helene Endres und Klaus Werle

"Die Krise wurde so gut gemanagt, dass ein Umdenken erst gar nicht in Gang kommen konnte", sagt Roger de Weck, Wirtschaftsphilosoph und Buchautor ("Nach der Krise. Gibt es einen anderen Kapitalismus?"). Sicher, ein paar Regulierungen werden verschärft, ein Gesetz soll die Gehälter von Topmanagern ein bisschen regeln, Firmen wie die Commerzbank verkündeten öffentlichkeitswirksam neue Vergütungskriterien für Vorstände. Eine Addition von Krümeln ist das, mehr nicht.

Ein paar Monate nur ist es her, da war kein Superlativ zu groß, kein Paradigmenwechsel zu gewaltig, um die Folgen des größten Einbruchs seit 1929 zu beschreiben: Von der "Kernschmelze des Systems" war die Rede, von monströsen Arbeitslosenzahlen, von einem neuen Kapitalismus, der ohne Wachstum auskommt. Manager wurden zu Geiseln, die Ex-Milliardärin Madeleine Schickedanz fand sich auf Hartz-IV-Niveau wieder, britische Boulevardblätter gaben Tipps zum Kartoffelanbau im eigenen Garten - für die in Bälde erwartete Rückkehr zur Naturalwirtschaft. Alles schien vorbei.

Karriere am Limit

Und jetzt? Der Finanzsektor verbucht Rekordgewinne, es darf wieder Champagner geordert werden. "Bislang habe ich keine wesentliche Veränderung im Verhalten der Marktteilnehmer gesehen", bilanzierte EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark trocken. Die Realwirtschaft hat restrukturiert, Konzerndiäten verordnet, Stellhebel verschoben. "Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass deutsche Unternehmen im Vergleich gut aufgestellt waren. Deshalb waren einschneidende Maßnahmen nicht erforderlich", formuliert Bayer-Vorsteher Werner Wenning die Stimmung.

Hurra, wir leben noch!

Die Frage ist: Wie geht es weiter? Wie sehen die Leitlinien aus, persönlich und firmenpolitisch, für die Überlebenden des großen Knalls?

Unter der scheinbar glatten Oberfläche brodelt es. Wachstum ist kein Perpetuum mobile mehr, sondern oft Stop and go. Geschäftsmodelle stehen zur Disposition, Führungskräfte wurden entlassen, Boni gekippt, fein ziselierte Karrierepläne durchkreuzt. Die Art zu managen wird nicht mehr dieselbe sein wie vor der Krise, da sind sich alle Akteure einig. Über den Horizont lugt eine merkwürdige Zwischenzeit, in der die Nachhaltigkeit gefeiert und gefordert wird, während gleichzeitig alle auf die nächsten Quartalszahlen starren.

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