Karriere neu überdenken

Was Führungskräfte künftig können müssen

22.03.2010
Von Helene Endres und Klaus Werle

Und hier ist die gute Nachricht: Nie war es so einfach für die Firmen, diese Couragierten zu identifizieren. Denn mit der Qualität eines Managers ist es wie mit einem Auto: Wenn sie frisch lackiert in der Sonne blitzen, sehen alle Modelle gut aus. Erst im Crashtest zeigt sich, welcher Wagen etwas aushält.

Wen Headhunter gerade suchen

Erste Anzeichen sind schon da, in den Auftragsbüchern der Headhunter. Keine glamourösen, beliebig einsetzbaren Jongleure gewaltiger Etats sind derzeit gefragt, sondern Fachleute mit inhaltlicher Substanz sowie viel Branchen- und Restrukturierungserfahrung. Nur: Das reicht noch nicht. "Ein guter Manager passt seine Kostenstruktur an und motiviert gleichzeitig die verbleibende Mannschaft", sagt ein Personalberater.

Studien zeigen, dass fast zwei Drittel aller Veränderungsprozesse mittelfristig scheitern - das aber kann sich künftig kein Unternehmen mehr leisten. Motivation, Empathie, Nachhaltigkeit: All die soften Faktoren, die erst belächelt und dann merkwürdig beziehungs- und lustlos neben vermeintlich "klassische" Managertugenden gestellt wurden, sie rücken stärker in den Fokus. "Modernes Management führt heute stärker über inhaltliche Ziele als durch Hierarchien", sagt Friedrich Joussen, der Vodafone-Deutschland-Chef. Im "new normal" werden holistisch denkende und flexibel mit Unwägbarkeiten umgehende Sowohl-als-auch-Führungskräfte verlangt, die "nicht nur wissen, was zu tun ist, sondern auch, wie man es am besten vermittelt", sagt Oliver Triebel, Personalexperte bei McKinsey. Gesucht: eine Mischung aus Jack Welch und Barack Obama.

Derzeit, meint Triebel, teile sich die Wirtschaft in zwei Gruppen: Unternehmen mit kurzfristigem Fokus auf Kostensenkung stellen die überwältigende Mehrheit, Motto: Augen zu und durch. Das passt zu einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung, wonach nur jeder Dritte glaubt, dass sich die Wirtschaft künftig weniger an kurzfristigen Gewinnen orientiert. Und doch tut sich etwas, leise wie die Auftritte des Herrn Suchanek. "Manche Unternehmen nutzen die Gelegenheit zur Reflexion, um ihr Führungs- und Wertesystem an eine Zukunft anzupassen, die Mitarbeiter und die Gesellschaft mehr einbindet", sagt Triebel.

So setzt die Krise neue Standards - und ehemalige Sonntagsreden-Themen auf die Agenda. Rund ein Drittel der deutschen Firmen bekennt sich laut einer Studie des Agenturnetzes Ecco zu "sozialer Verantwortung" - mehr als doppelt so viele wie noch vor drei Jahren. "Vorher brauchte man immer einen Business-Case", sagt Oliver Maassen, Personalchef der HypoVereinsbank (HVB), "heute gibt es eine größere kollektive Sensibilität dafür, wie man als Firma von außen und den Mitarbeitern wahrgenommen wird."

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