Smart Grids und Smart Meter
Keine Energiewende ohne IT und TK
Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Die Gesamtkosten der Energiewende beziffert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW) auf rund 200 Milliarden Euro. Eine Erhebung, wie hoch die erforderlichen Investitionen in IT- und TK-Equipment sein werden, gibt es nicht. "Mir sind zu diesem Thema keine Forschungen bekannt", sagt Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung "Energie, Verkehr und Umwelt" am DIW. Ein analytischer Blick in die einzelnen Bereiche der Energieversorgung lässt erahnen, wie wichtig eine zuverlässige, schnelle und hochwertige IT- und TK-Infrastruktur im Energiemarkt künftig sein wird.
Smart Grids: Neue Wege in der Verteilung
Intelligente Stromnetze (Smart Grids) sind ein Kernelement der Energiewende. Das Energiekonzept der Bundesregierung sieht vor, bis 2050 vier Fünftel der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Das kann nur funktionieren, wenn die Stromtrassen ausgebaut werden und das Energietransportnetz ein leistungsfähiges IT- und Kommunikationsnetz an die Seite bekommt.
Der Ausbau drängt, weil das heutige Stromnetz für die zentrale Stromerzeugung ausgelegt ist. Es basiert auf einem dreistufigen Versorgungsnetz mit Hochspannungsleitungen für den Ferntransport beziehungsweise die Grobverteilung auf Ballungszentren, einem Mittelspannungsnetz für die Verteilung an regionale Transformationsstationen sowie einem Niederspannungsnetz, das Haushalte und gewerbliche Verbraucher versorgt. Die vielfältigen erneuerbaren Energiequellen fügen sich in diese Verteilstruktur nicht ein, da sie Energie an bisher nicht dafür vorgesehenen Orten erzeugen.
So fließt etwa auf Dächern gewonnener Strom entgegen der eigentlich vorgesehenen Richtung durch das Niederspannungsnetz in die Verteilnetze. Die Windkraftanlagen an der Nordsee erzeugen Energie in Gegenden, wo keine leistungsstarken Trassen zur Verfügung stehen. Zudem ist die Erzeugung nicht planbar. "Zurzeit liefern Photovoltaik-Anlagen rund 17 Gigawatt Energie, das entspricht etwa der Leistung von 17 Atomkraftwerken. Bildlich gesprochen bedeutet das: Die Sonne schaltet 17 Kraftwerke ein und aus, und die Energieversorger müssen diese Schwankungen ausgleichen", veranschaulicht Gabriele Riedmann de Trinidad, Leiterin Konzerngeschäftsfeld Energie bei der Telekom, die Volatilität der neuen Energiequellen.