IT-MANAGEMENT VOM FEINSTEN

CIO des Jahres

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Auf der nun geschaffenen globalen Basis kann Neff aufsetzen und weitere Anwendungen entwickeln. Ein letzter Brocken steht ihm und seinen Mitarbeitern allerdings noch bevor: Im Sommer 2006 schalten sie eine 20 Jahre alte IBM-Landschaft ab, eine Eigenentwicklung, die Heidelberg auf Basis der damaligen IBM-Technologie gebaut hatte. Sie ist Kern des Computer Integrated Manufacturing unter anderem mit Anbindung an die Robotik der Produktion. Im Sommer 2006 wird sie von einer modernen SAP-Lösung abgelöst. „Das ist eine deutliche Herausforderung, die sich dem gesamten Engineering- und Montagebereich stellt“, erklärt Neff. Sie trifft den Nerv des Unternehmens, wo Stücklisten, Arbeitspläne, neue Produkte entwickelt, Teile gefertigt und Maschinen montiert werden. „Aber damit heben wir einen geschäftskritischen Bereich auf einen tatsächlich innovativen Stand.“

Neff beschleunigt die Prozesse mit Hilfe von IT. Auch hier belegt die Umfrage „State of the CIO“, dass dies für viele seiner Kollegen das mit Abstand wichtigste Managementziel im nächsten Jahr sein wird. Mehr als zwei Drittel der teilnehmenden IT-Manager gaben dieser Aufgabe die höchste Priorität.

Das Extrem, nämlich wie existenziell wichtig schnelle Prozesse sind, lässt sich in der Chipindustrie beobachten. Hier kann nur überleben, wer seine Fabriken ständig auf den neuesten Stand bringt. Wie bei seinem Kollegen Neff dreht sich auch für Infineons CIO Karl Pomschar ein Großteil seiner Arbeit um weitere Verbesserungen der Applikationen im Produktionsumfeld.

Mitte nächsten Jahres soll die bereits begonnene weltweite Implementierung einer Demand-to-Cash-Anwendung sämtlicher Infineon-Fabriken abgeschlossen sein. Insgesamt 28 Altsysteme ersetzt Pomschar dadurch. „Das bedeutet, dass wir in Zukunft unser gesamtes weltweites Geschäft auf einer logischen Instanz abwickeln. Egal, ob in Singapur, München oder San José“, erklärt er. Demand–to-Cash geht über die Prozesse von der Bestellung bis zur Lieferung hinaus, es integriert die komplette Auftragsabwicklung. Mit der Bestellbestätigung wird dann zeitgleich feststehen, wann und wo die Chips gefertigt werden. Zusätzlich kommt auf Pomschar eine neue Herausforderung zu: die erst kürzlich getroffene Entscheidung, Infineon in zwei Unternehmen aufzuteilen.

An seinem mittelfristigen Ziel wird das jedoch nichts ändern. Pomschar wird 2006 einen großen Schritt getan haben zu dem, was er die „komplette Konvergenz“ oder „das virtuelle Unternehmen“ nennt. Eine EAI-Schicht über sämtlichen Anwendungen soll es dem Management künftig erlauben, jederzeit und auf Knopfdruck alle relevanten Informationen einzusehen und entsprechende Entscheidungen zu treffen. Von zentraler Bedeutung ist dies beispielsweise, um Kapazitäten zwischen den weltweit positionierten Fabriken zu verteilen.

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