Manager in der Krise
Wie Führungskräfte sich selbst zerstören
In der peinlichsten Stunde seiner KarriereKarriere lief Klaus Zumwinkel (65) noch einmal zu Hochform auf. Wegen Steuerhinterziehung stand er vor Gericht. Doch er dozierte, als sei nicht die Staatsgewalt sein Zuhörer, sondern ein Pulk von Lehrlingen im Schulungsheim der Post. Alles zu Karriere auf CIO.de
Weitschweifig erklärte der gestürzte Konzernherr dem Richter, welch eindrucksvolle Karriere er absolviert habe, wie kühn sein Aufbauwerk bei der Post gewesen sei, wie viele Milliarden seine Taten den Bürgerinnen und Bürgern gespart hätten. Subtext: Wer den Göttern so nahe steht, dem sollte man eine profane Steuersünde doch wohl nachsehen.
Ein anderer hatte in seiner Amtszeit den Bescheidenen gegeben: Georg Funke (54), ehemals Chef des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE). Im Foyer des Unternehmens in München hingen billige Kunstdrucke von der Sorte, die man im Möbelhaus kauft. Das Chefbüro bot kaum Platz für einen Besprechungstisch. Funke schien Maß zu halten - doch nach seinem Rauswurf langt er umso ungenierter zu. Derzeit klagt der Banker gegen seinen alten Arbeitgeber auf 150.000 Euro GehaltGehalt, die ihm angeblich noch zustehen, auf weitere 3,5 Millionen Euro Gehalt bis zum Ende seines Vertrags und 560.000 Euro Pension jährlich. Dass er denkbar schlechte Arbeit geleistet hat, dass die HRE ohne massive Staatsbürgschaften schlicht pleite wäre, Funke scheint's nicht zu kümmern - oder nimmt er es schlicht nicht wahr? Alles zu Gehalt auf CIO.de
Ein großes Publikum rätselt über die mentale Verfassung von Managern und Ex-Managern wie Zumwinkel und Funke. Gegen Selbstzweifel scheinen sie immun. Im krassen Unterschied zu einer anderen prekären Fraktion der Wirtschaftsführer - sie offenbart sich allenfalls im ganz kleinen Kreis. Einer Gesprächsgruppe in der Nervenklinik zum Beispiel.