Manager in der Krise

Wie Führungskräfte sich selbst zerstören

10.08.2009
Von Eva Buchhorn, Klaus Werle und Michael  Machatschke

Zeiss, Anfang 50, eloquent, sportlich, schlank, fühlt sich nach elf Wochen Klinikaufenthalt wieder fit. Ende vergangenen Jahres war das anders. Da kauerte er hinter dem Schreibtisch und hoffte, seinem Vorstand nie wieder begegnen zu müssen. Kurz zuvor war der Personalexperte angetreten, in einem norddeutschen Konzern die Führungskräfteentwicklung zu überarbeiten. Schnell sollte es gehen, kreativ musste es sein, die Erwartungen waren hoch. Zeiss fühlte sich von Tag eins an überfordert, war dem Zusammenbruch nahe. Diagnose: Burnout.

In diesen Monaten prophezeit Zeiss vielen Führungskräften ein ähnliches Schicksal: "Jetzt ziehen die Unternehmen die Daumenschrauben an." Wer das nicht erträgt, braucht professionelle Hilfe, etwa die der Helios Klinik für Psychosomatische Medizin Bad Grönenbach im Allgäu. Hier sollen Manager, Unternehmer und andere Hochqualifizierte lernen, der Selbstausbeutung ein gesundes Eigeninteresse entgegenzusetzen.

Gefahr von Sucht nach Alkohol und Medikamenten

Die Lebensweisen der meisten Patienten ähneln sich: zu wenig Schlaf, zu wenig gesundes Essen, kaum Zeit für Familie, Sport oder Hobbys - dafür Arbeit, Arbeit, Arbeit. Jeder Dritte, schätzt Chefarzt Jochen von Wahlert, greift zu Alkohol oder Medikamenten, um durchzuhalten.

In freundlich holzmöbliertem Ambiente wird gesungen, gemalt, getanzt und in therapeutischen Gesprächen die persönliche Krise aufgearbeitet. Immer wieder staunt von Wahlert, wie schnell sich die anfangs unterkühlten Führungskräfte in die kuschelige Selbsterfahrungswelt fallen lassen: "Der Leidensdruck ist eben so hoch, dass die Leute verzweifelt nach Auswegen suchen."

Die einen leiden, die anderen leben, als sei nichts. Während im Mittelmanagement die globale Krise oft persönliche Krisen nach sich zieht, wirken viele große Konzerndirigenten der Realität und ihren Nöten enthoben.

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