Manager in der Krise
Wie Führungskräfte sich selbst zerstören
Der Abschwung lastet auf den Seelen. Jeder kämpft für sich allein. Sie gehen morgens nicht mehr zur Arbeit, die Führungskräfte, sie ziehen in die Schlacht. Und so fühlen sie sich auch.
Schmähmails und anonyme Anrufe
In seiner Coaching-Praxis in der Düsseldorfer Königsallee begleitet der Psychoanalytiker Georg Th. Fischer Manager der ersten und zweiten Ebene. Die wirtschaftliche Misere ist in nahezu jeder Sitzung als Bedrohung dabei. Fischers Klienten bangen um ihre Jobs, fürchten Statusverlust und Gehaltseinbruch. Obendrein graust ihnen davor, Mitarbeiter entlassen zu müssen. "Die meisten Führungskräfte sind von den Härten ihrer Rolle zutiefst betroffen und verunsichert", berichtet Fischer.
Zu schaffen macht den Managern die Abwertung, die ihr Berufsstand in der Öffentlichkeit erfährt. Aus Bankiers wurden Bankster, aus Alphawesen verdruckste Partygäste, die sich rasch mal frisch machen müssen, wenn das Gespräch auf Berufliches kommt. "Drastisch verschlechtert" habe sich das öffentliche Bild der Manager durch die Krise, räumen 87 Prozent in der Heidrick-Umfrage ein; 60 Prozent sehen sich persönlich unter erhöhtem Rechtfertigungsdruck. "Da herrscht oft Zweifel, ob man noch in der richtigen sozialen Gruppe ist", sagt Heidrick-Partner Werner Penk.
Ein Klient Fischers löschte seine Daten aus dem Internetforum Xing, nachdem er Schmähmails erhalten hatte und mit anonymen Anrufen terrorisiert worden war. Ein Ex-Manager der HSH Nordbank, der zum Urlaub an die See fuhr, ließ seine HSH-Windjacke vorsichtshalber daheim, "das Logo war mir peinlich".
Massiv verunsichert, so erlebt Penk die Manager: "Bei vielen sind die inneren Koordinaten ins Wanken geraten." Besonders die Erosion der persönlichen Handlungsfähigkeit ist Gift fürs positive Selbstbild. "Keiner kann von sich sagen, er kenne jetzt die richtige Strategie", sagt der Wirtschaftswissenschaftler Georg Schreyögg von der FU Berlin, "und so sieht jetzt die ganze Welt, dass die angeblich so kraftvollen Lenker längst nicht so viel bewegen können, wie viele dachten."