Von Tchibo, Starbucks und Swarovski
8 Ratschläge für Innovationen
Ideen- und Designwettbewerbe schießen im Internet wie Pilze aus dem Boden. Immer mehr Unternehmen, Hilfsorganisationen und Regierungen versuchen, von der Kreativität der Internetnutzer zu profitieren. Sie wollen Impulse erhalten für neue Dienstleistungen und Produkte, bessere Geschäftsmodelle, einzigartige Erlebnisse, einen effizienten Staat oder Wege aus der Wirtschaftskrise.
Täglich gehen neue Wettbewerbe online, die kreative Eliten und enthusiastische Konsumenten zur Teilnahme einladen. So sucht die Kaffeekette Starbucks nach Ideen für einen besseren Kaffeegenuss. Intel hält Ausschau nach Anregungen für den nächsten Computerchip. Auf Chance.org kann der engagierte Bürger dazu beitragen, die Welt gerechter werden zu lassen. Selbst SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hat sich gerade das Logo für den Bundestagswahlkampf 2009 gestalten lassen. Auf Crowdspring, einer Plattform für Ideenwettbewerbe, laufen derzeit über 130 Ausschreibungen parallel, insgesamt waren es seit dem Start der Internetseite im April 2008 mehr als 4650; über 30.000 Kreative haben sich der Gemeinschaft angeschlossen.
- Strukturiertes Assoziieren
Typische Techniken: Denkhüte, Denkstühle nach Walt Disney Eine populäre Technik ist die vom britischen Kreativitätsexperten Edward de Bono entwickelte Methode der "Sechs Hüte des Denkens". Bei diesen Gruppendiskussionen nehmen alle Teilnehmer eine von sechs Perspektiven ein, sie setzen dazu symbolisch einen farbigen Hut auf: Der weiße Hut steht für analytisches Denken, der rote für emotionales, der schwarze für die Konzentration auf die Nachteile einer Idee, der gelbe für die Konzentration auf die Vorteile, der grüne symbolisiert kreatives Denken, der blaue den ordnenden Blick auf das Ganze. Mit der Methode werden lange Diskussionen über das Für und Wider einer Idee vermieden und dennoch alle Positionen berücksichtigt . Eine ähnliche Vorgehensweise hat der Trickfilmproduzent Walt Disney genutzt. Er stellte drei Stühle in einen Raum und verband jeden mit einer Rolle: der des Träumers, der des Realisten und der des Kritikers. Um eine Aufgabe zu lösen, hat er sich der Reihe nach auf die Stühle gesetzt und die jeweiligen Perspektiven eingenommen. - Konfrontation
Typische Techniken: Visuelle Konfrontation, Reizwortanalyse, Triz Die Teilnehmer einer Gruppendiskussion werden mit Bildern, Begriffen oder Orten konfrontiert, die sie zu kreativen Ideen und Lösungen anregen sollen. Der österreichische Schriftsteller Arthur Koestler hat für diese Vorgehensweise auch den Begriff "Bisoziation" in Anlehnung an das Wort Assoziation geprägt. Beispielsweise betrachtet eine Gruppe fünf Fotos. Die Teilnehmer beschreiben die Phänomene und Vorgänge auf den Bildern und beschäftigen sich anschließend wieder mit der eigentlichen Aufgabenstellung. Sie sollen sich so von ihren normalen Denkweisen lösen, die Motive auf den Bildern mit dem Problem verbinden und so auf neue Einfälle kommen. Statt Fotos lassen sich auch bestimmte Reizworte einsetzen. Eine weitere Anregung können auch allgemeine (technische) Innovationsprinzipien sein, die der Russe Genrich Altschuller in seiner "Theorie des erfinderischen Problemlösens", kurz Triz, beschrieben hat. - Imagination
Typische Techniken: Geleitete Fantasiereise, "Try to become the problem" Diese Techniken sollen das bildliche Vorstellungsvermögen stärken und unbewusste Erfahrungen mit in die Lösungsfindung einbeziehen. Der Moderator einer Gruppendiskussion animiert die Teilnehmer etwa bei der Fantasiereise, in Gedanken Bilder, Erlebnisse und Geschichten aneinanderzureihen. Die Methode soll helfen, Stress abzubauen sowie Offenheit und Kreativität fördern. Bei der Technik "Try to become the problem" (Deutsch: Versuche, das Problem zu werden), sollen sich die Teilnehmer in das Problem selbst versetzen. Sie sollen sich fragen, was sie in der Problemsituation erleben. Diese intuitive Beschäftigung mit der zu lösenden Aufgabe fördert das Problemverständnis und soll zu neuen Lösungen führen. - Kombination
Typische Techniken: Morphologischer Kasten, Morphologische Matrix, Attribute Listing. Bei diesen Kreativitätstechniken analysieren die Teilnehmer einer Gruppe ein Problem und zerlegen es in seine Einzelteile. Für diese Komponenten suchen sie Lösungsvarianten und kombinieren diese zu einem neuen Gesamtkonzept. Die Verfahren gehen auf den Schweizer Astrophysiker Fritz Zwicky zurück. Beim Morphologischen Kasten werden alle unabhängigen Merkmale, Faktoren oder Parameter eines Problems untereinander aufgelistet und dann alle denkbaren Varianten eines Merkmals daneben geschrieben. Diese Varianten kombinieren die Teilnehmer - entweder systematisch oder intuitiv - zu neuen Lösungen, aus denen sie dann das beste Konzept auswählen. Das Verfahren liefert innovative Varianten eines meist unveränderten Grundkonzepts - und keine radikale Neuerungen.
Seit Kurzem nutzen auch Werbeagenturen Ideenwettbewerbe, um die Bekanntheit einer Marke zu steigern oder die Beziehung zu Kunden zu festigen. So hat die Redaktion der "Bild"-Zeitung ihre Leser aufgefordert, Anzeigen und Werbespots für das Boulevardblatt zu entwerfen. Bei solchen Aktionen geht es häufig mehr um Zugriffe auf die Internetseite und eine virale Verbreitung des Produkts als um die kreative Leistung der Teilnehmer. Solche Kampagnen erinnern an Preisausschreibungen und nicht an ernst gemeinte Ideen- und Designwettbewerbe.
Drohen also diese Wettbewerbe aufgrund ihrer inflationären Vermehrung und ihres Missbrauchs für Werbezwecke einen frühen Tod zu sterben, bevor sie ihr kreatives Potenzial unter Beweis stellen konnten? Der Verdacht scheint nahezuliegen, denn bei vielen Ausschreibungen bleibt die Teilnehmerquote unter den Erwartungen, und die Kreativität der Beiträge ist eher mäßig.
Gefunden im Harvard Business Manager