Umfrage: Wie Firmen mit Führungskräften in der Krise umgehen

Arbeitgeber missachten Fairness

15.06.2009
Von Eva Buchhorn und Klaus Werle

Und je tiefer sich der Abschwung in die Wirtschaft frisst, desto stärker droht das feine Geflecht aus Respekt und Loyalität zu erodieren, das den Umgang von Firmen und Mitarbeitern lange recht zivilisiert gestaltet hat. "Die Luft ist bleihaltiger geworden", sagt der Arbeitsrechtler Stefan Nägele. "Viele Unternehmen testen gerade aus, wie weit sie gehen können."

Krise als Auslöser für Einschnitte

Nicht nur an den Werkbänken, auch in den Etagen der Manager riecht es jetzt nach Angst. Rund zwei von dreien rechnen mit Einkommenseinbußen, weil Boni und Weihnachtsgeld gestrichen werden oder gar das Festgehalt gekürzt wird, wie etwa bei Infineon, das seinen Managern drei Tage Zwangsurlaub pro Monat verpasst. Fast jede zehnte Führungskraft fürchtet, im nächsten halben Jahr den Job zu verlieren, jeder Fünfte glaubt, dass sich seine berufliche Situation verschlechtern wird.

Das ergab eine Umfrage, die der Deutsche Führungskräfteverband (ULA) für manager magazin unter 1000 Fach- und Führungskräften durchführte. manager magazin wollte wissen, wie Unternehmen in der Krise mit ihren Managern und Experten umgehen; und welche der 30 größten Arbeitgeber im Land von diesen als besonders fair - oder unfair - beurteilt werden.

Die Sieger im Ranking sind Bosch, BASF und Volkswagen. Bodenständig alle drei, mit einem Schuss Biederkeit, das sagt viel aus über die aktuelle Managerbefindlichkeit: Die Party ist vorbei. Jetzt kommt es darauf an, wie sich der Gastgeber verhält. Wird der Raubauz-Stil der Citigroup bald flächendeckend en vogue sein, oder bewahren die Firmen Anstand? Wird motivierend und kooperativ geführt? Laufen Trennungsprozesse professionell ab, gibt es Outplacement-Angebote, wird das Finanzielle einvernehmlich geregelt, oder werden die Opfer der Krise erst weichgekocht und dann eiskalt abserviert?

Plötzlich ist dieser Begriff wieder aktuell, der lange belächelt wurde, weil er so selbstverständlich, so old fashioned schien: Fairness. "Die Angst ist groß", sagt Personalexperte Christian Scholz von der Universität des Saarlandes, "dass Unternehmen die Krise als willkommenen Anlass für lange geplante Einschnitte missbrauchen."

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