Karriere 45 plus
Auf der Langstrecke
Die Umfrage zeigt vielmehr, dass fast 70 Prozent der Manager, die ihre Zeit ja recht frei einteilen, selbstbestimmt arbeiten und Dinge bewegen können, mehr und mehr die angenehmen Seiten der Karriere im Alter zu schätzen lernen: Ihr Wissen, ihre Erfahrung sind länger gefragt, sie bleiben länger fit und aktiv, anstatt untätig daheim herumzusitzen.
Auch Michael Gödel hat nicht nur sein Erspartes umgeschichtet und seine gesamte finanzielle Situation auf die aktuelle Zielzahl 65 ausgerichtet, sondern den Spaß an der Arbeit neu entdeckt: "Länger arbeiten war zuerst eine Notwendigkeit - jetzt freue ich mich, dass ich länger etwas bewegen kann."
Neue Denkweise
Mit der neuen Einstellung kam die Frage: "Was muss ich ändern, um die längere Strecke bis zur Rente durchzuhalten?" Gödel begann, mehr zu delegieren, achtete darauf, nicht mehr täglich zwölf Stunden in der Firma zu sein. Er macht jetzt jedes Jahr sein Sportabzeichen, läuft zweimal die Woche und absolviert zwei Halbmarathons im Jahr: "Ich will mir auch selbst beweisen, dass ich's noch draufhab'." Seine kleine Tochter hält ihn zusätzlich auf Trab.
Man kann sagen, dass Gödel der Idealtyp Manager ist, wie ihn sich Unternehmen im demografischen Wandel wünschen. "Mit 55 auf Sehrohrtiefe gehen und bis 58 im Seichten dümpeln, diese Mentalität ist vorbei", sagt Werner Kotschenreuther. Bis vor einigen Jahren hat der Personalleiter den Loewe-Mitarbeitern noch den Vorruhestand wärmstens ans Herz gelegt. Wer da freiwillig länger blieb, wurde belächelt.
Doch damit ist Schluss. Wie viele Unternehmen hat auch Loewe die Altersteilzeit stillschweigend beerdigt. Stattdessen gibt's jetzt Ernährungsberatung, Laufgruppen, Schnupperklettern und Loewe-Wellness-Tickets. Dazu für Ältere maßgeschneiderte Weiterbildungsprogramme mit Uni-Professoren und altersgemischte Teams. "Wir wollen keine Isolation, weder der Jungen, noch der Älteren", sagt Kotschenreuther, der mit seinen Programmen gleich mehrere Generationen im Visier haben muss: "Die begehrten jungen Talente gehen dahin, wo sie auch mit 55 noch gefördert werden."