Von Kleinfeld bis zum Saft-Blog

Blogs als Minenfeld - Wenn der Chef Tagebuch schreibt

17.12.2007
Von Anja Tiedge

"Anfangs bekam mein Geschäftspartner regelmäßig einen Schock, wenn er meine Blog-Einträge las", blickt die 36-Jährige zurück. Anfangs, das war im Januar 2006. Und einen Schock bekam der Kompagnon beispielsweise, weil Walther im Internet kaputte Saftboxen abbildete. Der Geschäftspartner war davon überzeugt, dass ein Unternehmen in der Öffentlichkeit perfekt dargestellt werden müsse.

"Ich blogge so wie ich bin"

Doch die positiven Kommentare - selbst zu vermeintlich peinlichen Texten und Bildern - überzeugten ihn. "Ich möchte aus dem Leben erzählen; habe Lust, mit Kunden ins Gespräch zu kommen und von ihnen zu lernen", erzählt Walther. Für einen Blogeintrag brauche sie mittlerweile in der Regel nicht länger als eine Viertelstunde: "Ich muss mit meinen Texten ja keinen Literaturnobelpreis gewinnen."

Auch wenn es nicht für den Nobelpreis reicht - in der aktuellen Liste der 100 wichtigsten deutschsprachigen Blogs mit Wirtschaftsbezug rangiert das Saftblog an 25. Stelle. "Keine allzu große Leistung, wenn man bedenkt, dass es in Deutschland nicht sehr viele Wirtschaftsblogs gibt - zumindest nicht so viele wie in den USA", sagt Walther.

Damit stapelt die Unternehmerin tief, hat aber Recht. Nur die wenigsten deutschen Unternehmen betreiben beispielsweise Mitarbeiterblogs, also Online-Tagebücher, in denen die Kollegen im Internet ihren Arbeitsalltag beschreiben. Drei der raren Exemplare sind die Beschäftigtenblogs des Putzmittelherstellers Frosch, des Tiefkühlproduzenten Frosta und seit Neuestem auch des Autokonzerns Daimler.

CEO-Blogs sind noch seltener: Während in den USA Größen wie General-Motors-Vizechef Bob Lutz, Boeings Marketingchef Randy Baseler oder Sun-Microsystems-Chef Jonathan Schwartz bloggen, traut sich hierzulande seit Klaus Kleinfeld kein Vorstandschef eines Dax-30-Konzerns an ein eigenes Web-Tagebuch.

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