Wie Toparbeitgeber um Nachwuchskräfte buhlen

Chancen wie noch nie

27.10.2008
Von Klaus Werle und Michael Gatermann

Wer weiss, welche Auswahlkriterien die Rekrutierer anwenden, wofür es im Bewerbungsprozess einen Bonus oder Malus gibt, verbessert seine Chancen noch weiter. Und wer weiß, was die Topunternehmen bieten, um Wunschkandidaten zur Unterschrift zu bewegen, kann bei Verhandlungen das Optimum herausholen.

  • Der Trend geht auch bei den begehrten Arbeitgebern im Ranking weg von der einseitigen Fixierung auf Examensnoten.

  • Überragende Bedeutung haben Praktika, je mehr, desto besser. Mindestens eines sollte fachspezifisch auf den angestrebten Bereich ausgerichtet sein.

  • Mehr Quereinsteiger, mehr Frauen, mehr Ausländer - so wollen die Unternehmen die Nachwuchslücke füllen.

Bosch sucht rund 800 Einsteiger

Was knapp ist, wird teuer: Den Einsteigern wird einiges von den künftigen Arbeitgebern geboten:

Die Einstiegsgehälter liegen bei den Topunternehmen im Ranking meist zwischen 40.000 und 66.000 Euro pro Jahr, fast immer kommen Gewinnbeteiligungen und Boni hinzu, selten gibt es sofort einen Dienstwagen. Alle bieten ausgefeilte Fortbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, die meisten auch im Ausland. Fast alle haben Angebote zur Telearbeit und Teilzeit für junge Eltern, sponsern Kinderbetreuung. Auch Programme zur sogenannten Work-Life-Balance sind populär, etwa das Ansparen oder gar der Kauf von Extraurlaub oder simplere Offerten wie kostenlose Fitnessstudios.

"Bei der Bewerberauswahl bekommen die Persönlichkeitseigenschaften im Vergleich zu den Noten immer stärkeres Gewicht", sagt Bernhard Riester, Personalchef beim Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers (PwC; Vierter im Ranking bei den Wirtschaftswissenschaftlern). Die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften gehören zu den bedeutendsten Arbeitgebern für Hochschulabsolventen, allein PwC stellt 2008 rund 1200 ein. Zum Vergleich: Bosch sucht 2008 rund 800 Einsteiger in Deutschland.

Auch Christian Schutz, zuständig für das strategische Personalmarketing und die Nachwuchssicherung bei BMW, relativiert die Bedeutung der Examensnote: "Wir sehen uns die Noten natürlich an, aber da gibt es keine absolute K.-o.-Grenze - schließlich ist erwiesen, dass Noten allein nichts über die künftige Karriere sagen." BMW war jahrelang Seriensieger der Trendence-Umfrage, der 2008 angekündigte Stellenabbau hat die Begeisterung der Studenten etwas gedämpft (aktuell ist BMW Zweiter in der Beliebtheit bei den BWlern, Dritter bei Ingenieuren).

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