Zwischen Aufsichtsrat und Vorstand

Compliance Manager im Fokus

07.01.2008
Von Helene Endres und Klaus Werle

Die Affären rückten einen Berufsstand ins Rampenlicht, der jahrelang ein Schattendasein führte: die Compliance-Manager. "Wir erleben eine Zeitenwende", sagt Peter von Blomberg, stellvertretender Vorsitzender von Transparency International in Deutschland, "durch das Siemens-Drama ist das Thema Compliance in der deutschen Wirtschaft ganz nach oben gerückt."

Der Begriff kommt ursprünglich aus der Medizin und meint die Einhaltung von ärztlichen Anweisungen durch den Patienten. Übertragen auf die Wirtschaft, umfasst Compliance die Gesamtheit aller Maßnahmen, um das rechtlich und ethisch korrekte Verhalten von Firmen, Organen und Mitarbeitern zu gewährleisten - gegen Preisabsprachen, Korruption, Kartellbildung, Geldwäsche bis hin zu Arbeitsschutz und Antidiskriminierung. Kurz: Compliance soll da vorbeugen, wo's teuer wird oder weh tut. Das hehre Ziel: saubere Unternehmensführung, vorbeugen statt Knast.

Nachfrage nach Compliance-Officers verdoppelt

Zunehmend fordern Analysten bei der Unternehmensbewertung effiziente Compliance-Strukturen ein; auch die Corporate-Governance-Kommission hat mit der expliziten Aufnahme des Begriffs in ihren Kodex im Sommer ein klares Bekenntnis zur Korruptionsprävention abgelegt. Und nicht zuletzt haben Vorstände und Aufsichtsräte ein massives Eigeninteresse an dem Thema, denn das Aktiengesetz schreibt ihre Überwachungs- und Kontrollpflichten fest - kommen sie denen nicht nach, können sie selbst verklagt werden.

Mittlerweile haben die meisten Dax-Firmen und Großunternehmen Compliance-Beauftragte ernannt. "Doch die Einbindung in die Firmenstruktur ist noch extrem heterogen", sagt Birgit Galley, Direktorin des Berliner Institute Risk & Fraud Management, der ersten Ausbildungsstätte in Europa, die einen Compliance-MBA anbietet. Kaum eine Aufgabe wird in deutschen Unternehmen derzeit so uneinheitlich geregelt wie die Compliance. Mal übernimmt der Leiter der Rechtsabteilung den Posten noch zusätzlich, mal ist die Funktion in der IT angesiedelt. Die dritte Variante, ein Chief Compliance Officer (CCO) mit eigener Stabsstelle und direkt dem Vorstand verantwortlich, hält Galley für die einzig sinnvolle: "In wenigen Jahren wird sich der CCO in jedem größeren Unternehmen durchgesetzt haben."

So wird aus dem Posten, den man noch vor Kurzem dem erstbesten Firmenjuristen aufs Auge gedrückt hat, weil irgendeiner den Job eben machen musste, eine zentrale Funktion von strategischer Bedeutung.

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