Zwischen Aufsichtsrat und Vorstand

Compliance Manager im Fokus

07.01.2008
Von Helene Endres und Klaus Werle

Deshalb hat BASF wie die meisten Konzerne einen "Code of Conduct" mit Verhaltensregeln von "Anlagensicherheit" bis zu "Umgang mit Geschäftspartnern" entwickelt. "Keinem Amtsträger im In- oder Ausland darf ein persönlicher Vorteil irgendwelcher Art angeboten oder gewährt werden", heißt es etwa darin. Es gilt das Vier-Augen-Prinzip, und es gibt umfangreiche Dokumentationspflichten, Teams werden häufig gewechselt, um mögliche Seilschaften aufzubrechen. Der Konzern hat eine Hotline eingerichtet, über die sich Mitarbeiter bei einem Anwalt von Shearman & Sterling Rat holen oder bei der sie Bedenken mitteilen können. Jeder Angestellte wird in den Regeln geschult. Die Teilnahme wird dokumentiert.

Das klingt nach einer Menge Bürokratie. Tatsächlich sind Mitarbeiter in deutschen Unternehmen bisweilen genervt von dem Zusatzaufwand. Gar nicht zu reden von den Kosten in Millionenhöhe, die bei US-gelisteten Firmen wegen der rigiden Sarbanes-Oxley-Anforderungen anfallen. Für Sünner ist das kein Argument: "Wer das teuer und aufwendig findet, sollte es mal ohne Compliance versuchen. Er kann schnell sein blaues Wunder erleben."

Compliance-Manager beugt Imageschäden vor

Um das zu vermeiden, drohen BASF-Mitarbeitern bei Regelverletzungen harte Sanktionen: "Wir fahren eine Null-Toleranz-Linie. Indem wir die schwarzen Schafe kennzeichnen, belohnen wir die loyalen Mitarbeiter." Dennoch versteht sich Sünner, der die Aufgabe als CCO 2005 zusätzlich zu seinem Job als Chefsyndikus übernahm, "nicht als interne Strafverfolgungsbehörde, sondern als Aufklärer und Helfer". Nicht gegängelt werden soll der Mitarbeiter, sondern geschützt vor Fehltritten.

Es sind diese beiden Pole - Ermittlung und Prävention -, zwischen denen die Compliance-Arbeit oszilliert und die den CCO im besten Fall zu einem gewandten Wanderer zwischen den Welten machen - und im schlimmsten Fall zu einem, der zwischen allen Stühlen sitzt, hin- und hergerissen zwischen den Rollen als harter Hund und als Kollege, dem man sich anvertraut.

Der schwierige Balanceakt zeigt sich schon in einem vermeintlichen Detail: der Frage nach der Herkunft des CCOs. "Wer von innen kommt, kriegt eventuell in schwierigen Situationen Loyalitätsprobleme", sagt Jörg Stolzenburg von Towers Perrin, der Firmen beim Thema Compliance berät. "Jemand von außen hat weniger Angst, Leuten auf die Füße zu treten - kennt aber den Laden nicht."

Zur Startseite