Zwischen Aufsichtsrat und Vorstand

Compliance Manager im Fokus

07.01.2008
Von Helene Endres und Klaus Werle

Entsprechend begehrt sind derzeit geeignete Kandidaten: "In den vergangenen Jahren hat sich die Nachfrage nach Compliance-Officers verdoppelt", sagt Roman Sauermann von der Personalberatung Civitas International. Auch die Gehälter sind gestiegen; 200.000 bis 400.000 Euro, in den USA sogar mehr als eine Million, sind für einen CCO drin.

COO: Emotionale Intelligenz unverzichtbar

Gleichzeitig aber ist sein Profil bislang alles andere als klar definiert: Jurist oder Betriebswirt? Alt oder jung? Fest steht nur: Der Kandidat muss extrem gut beleumundet sein. "Für Compliance-Manager schauen wir uns die Biografie äußerst gründlich an", sagt Sauermann. Bei der Deutschen Bahn, deren Vorsteher Hartmut Mehdorn auf seinem Schreibtisch ein Schild mit der Aufschrift "No surprises" aufstellte, ging man auf Nummer sicher - und verpflichtete mit dem Frankfurter Oberstaatsanwalt Wolfgang Schaupensteiner das wohl bekannteste Gesicht der Korruptionsbekämpfung im Lande.

Es gilt, ein Fiasko wie bei Siemens zu vermeiden, wo Ex-Compliance-Chef Albrecht Schäfer vorgeworfen wird, Vorstand und Aufsichtsrat nicht immer rechtzeitig und umfassend über Korruptionsverdacht informiert zu haben - was Schäfer mit Nachdruck bestreitet.

Sein glückloser Nachfolger Daniel Noa, der ehemalige Stuttgarter Oberstaatsanwalt, war nicht im Unternehmen verdrahtet - und musste nach kurzer Zeit aufgeben. Seit Anfang Oktober sollen nun der neue Siemens-Vorstand für Recht und Compliance, Peter Solmssen, und Andreas Pohlmann als neuer CCO die Aufklärung der Schmiergeldskandale vorantreiben und den Konzern künftig zu einem Vorbild für saubere Geschäfte machen. Beide kennen sich mit dem Thema aus: Solmssen wirkte zuvor als Chefjustiziar - in der Healthcare-Sparte des amerikanischen Rivalen General Electric. Pohlmann war seit sieben Jahren beim Chemiekonzern Celanese in Dallas tätig. Dort war er unter anderem für die Gebiete Recht, Corporate Governance und Compliance zuständig.

Die Suche nach den obersten Gesetzeshütern war bei Siemens Chefsache: Die Top-Headhunter von Egon Zehnder suchten weltweit Kandidaten mit guten Kontakten zur Regierung, nach Brüssel und zur US-Börsenaufsicht SEC - und mit Sinn fürs operative Geschäft. Es gab kein Gehaltslimit; Siemens-Chef Peter Löscher führte selbst die Interviews mit Bewerbern.

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