Zwischen Aufsichtsrat und Vorstand
Compliance Manager im Fokus
Es sind nicht nur formale Qualifikationen, die den Job eines CCOs so anspruchsvoll machen. Natürlich sollte er sich auskennen in den Gesetzen, in BWL, Kriminalistik, Organisations-Management und Psychologie. Unverzichtbar aber ist seine emotionale Intelligenz: "Ein CCO muss die Organisation sanft verändern, er sollte gleichzeitig Vertrauen und harte Kante ausstrahlen", sagt Expertin Galley. Er muss Regeln aufstellen, kommunizieren und ihre Einhaltung überwachen. Er darf Rechtsverletzungen nicht tolerieren - aber auch nicht alles verbieten, sonst macht die Firma kein Geschäft mehr. "Managing the grey zones" nennt die Szene das.
Oliver Jost (38), Nadelstreifenanzug, grüne Augen, Stoppelhaare, absolviert diese Gratwanderung jeden Tag. Geldwäsche, Insider-Geschäfte, Korruption müssen er und seine weltweit hundert Mitarbeiter verhindern; dazu die Angestellten schulen, Ansprechpartner in kniffligen Entscheidungen sein. Bei vielem hilft die Technik: Computer vergleichen jede Überweisung mit offiziellen Listen, auf denen Tausende Tabuwörter wie Bin Laden oder Kuba stehen. Andere Programme rastern das Kundenverhalten - und schlagen Alarm, wenn jemand plötzlich 100.000 Euro nach Südamerika überweist, obwohl er nur 3.000 Euro im Monat verdient.
Aufklären und präventiv arbeiten
Dass es "keine hundertprozentige Sicherheit gibt", ist Jost klar. "Entscheidend ist aber, dass die Compliance auf Risiken hinweist, ihre Bedeutung priorisiert und versucht, sie zu minimieren." Ab und zu kommt es auch vor, dass er etwa wegen Geldwäscheverdachts zum Abbruch einer Kundenbeziehung rät, der Vertrieb sich aber querstellt. "Da braucht man eine Menge Rückgrat und muss gleichzeitig nach pragmatischen Lösungen suchen."
Diese Kombination aus Geschäftssinn, Fingerspitzengefühl und der Fähigkeit, auch mal Nein sagen zu können, traut man meist altgedienten Konzernrecken zu. Mit seinen Ende 30 ist Jost, der als Assistenzprofessor, Unternehmensberater bei BCG und Chef der Audit-Abteilung der Eurohypo gearbeitet hat, bevor er im Juli 2006 CCO der Commerzbank wurde, unter seinen Kollegen die Ausnahme.
Doch der Volkswirt, der mit seiner Mannschaft auch gern in einzelnen Bankbereichen auftaucht und stichprobenartig etwa die Durchführung der Schulungen checkt, bringt das nötige Selbstvertrauen mit. Sein offenes, freundliches Auftreten paart er mit robuster Sturheit in der Sache. Auch wenn er natürlich nie sagen würde, er habe sich "durchgesetzt". Jost bevorzugt die Formulierung, er habe "den Gedanken noch etwas verdeutlicht".