Wirtschaftsspionage

Der Feind sitzt im eigenen Haus

Thomas Pelkmann ist freier Journalist in München.

Daher hält es das Sicherheitsforum für wichtig, die implementierten Kontrollmaßnahmen nicht nur effektiv zu gestalten, sondern sie allen Mitarbeitern vor allem bekannt zu machen. "Nur dann ist die Wahrscheinlichkeit der Entdeckung auch aus der Sicht potenzieller Täter erkennbar hoch. Der subjektiven Entdeckungswahrscheinlichkeit kommt daher die höchste Abschreckungswirkung zu."

Zudem sollten sich die Unternehmen darüber im Klaren sein, dass sie in der Entdeckung von Angriffen und der Gefährdung ihrer Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse "weitgehend auf sich allein gestellt sind". Lediglich vier Prozent der Fälle werden durch Strafverfolgungsbehörden wie Polizei und Staatsanwaltschaft aufgedeckt, heißt es in der SiFo-Studie. Das Entdeckungsrisiko für Täter sinke in dem Maße, in dem die Unternehmen auf die Aufklärungsarbeit staatlicher Stellen vertrauen.

Manchmal hilft Kommissar Zufall

Die weitaus meisten Delikte kommen der Umfrage zufolge durch Hinweise von "internen (42 Prozent) und externen Tippgebern (31)" ans Licht, also in fast drei Viertel der Fälle. Nur eine untergeordnete Rolle spielen demgegenüber "unternehmensinterne Abteilungen zur Unternehmens- und IT-Sicherheit sowie für Compliance, Recht und Revision" (8 Prozent). Dies lasse vermuten, dass die vorhandenen Kontrollmechanismen eher zur Abschreckung als zur Aufdeckung beitrügen. Immerhin weitere acht Prozent der Ermittlungen beruhen auf Zufallsfunden.

Ob ein Spionagevergehen ans Licht kommt, oder nicht, hängt also vor allem von der Bereitschaft interner und externer Personen ab, dem Unternehmen einen Hinweis auf mögliche Schadensfälle zu geben. Wo es ein solches Klima jenseits von Misstrauen und Denunziation nicht gibt, schlussfolgert der Bericht, könnten "im Dunkelfeld vieler Unternehmen Wirtschaftsstraftäter weiterhin ungestört tätig sein" und müssten "kaum befürchten, entdeckt zu werden.

Die häufigste Art der Spionage ist zugleich auch die banalste: Die Hälfte der Taten wird nach Angaben der Befragten durch "Entwenden und Kopieren von Firmenunterlagen" begangen. Daneben gibt es eine "Fallgruppe", die auf Unachtsamkeit mancher Unternehmen zurückzuführen sei. Jeder vierte Fall von Verrat und Spionage geschieht unter Verwendung öffentlich zugänglicher Quellen.

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