IT-Jobs

Der große Arbeitsmarktreport 2012

Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

"Der IT-Arbeitsmarkt ist sehr hart geworden"

Winfried Holz von Atos hat auch nach der Integration von der Siemens-Tochter SIS Bedarf an Arbeitskräften.
Winfried Holz von Atos hat auch nach der Integration von der Siemens-Tochter SIS Bedarf an Arbeitskräften.
Foto: Atos

Winfried Holz ist CEO des IT-Dienstleisters Atos. Er würde gern mehr Mitarbeiter einstellen, als er bekommen kann.

Nach der Integration von SIS gehört Atos mit 10.000 Mitarbeitern zu den größten IT-Dienstleistern in Deutschland. Wie hat sich das auf Ihr Recruiting ausgewirkt?

Holz: Die Integration von SIS haben wir zum 1. Januar 2012 abgeschlossen. Arbeitsplätze haben wir nur in der Verwaltung abgebaut. In den vergangenen sieben Monaten haben wir 270 neue Mitarbeiter eingestellt, aus meiner Sicht viel zu wenige. Wir könnten mehr Umsatz machen, wenn wir mehr Stellen besetzen könnten. Derzeit suchen wir über 700 neue Mitarbeiter.

Sie spüren also bereits den oft beklagten Fachkräftemangel?

Holz: Der IT-Arbeitsmarkt ist sehr hart, bei Jobprofilen wie SAP-Beratern oder Softwareentwicklern ist er zum Bewerbermarkt geworden. Diese Profile suchen nicht nur wir, sondern derzeit auch fast alle anderen Marktteilnehmer.

Mit welchen Maßnahmen versuchen Sie, neue Mitarbeiter zu gewinnen?

Holz: Wir setzen auf eine Recruiting-Kampagne mit der Online-Jobbörse Stepstone, zahlen Mitarbeitern eine Prämie, wenn sie neue Mitarbeiter anwerben, arbeiten mit Personalberatern zusammen und bilden 70 Nachwuchskräfte in dualen Studiengängen aus. Wir wollen auch unsere Aktivitäten an Hochschulen verstärken, was sich aber erst mittelfristig auf das Arbeitgeberimage oder die Zahl der Bewerber auswirken kann.

Was ist das stärkste Argument aus Mitarbeitersicht, das für einen guten Arbeitgeber spricht?

Holz: Der Erfolg. Mitarbeiter wollen interessante Projekte und Entwicklungsmöglichkeiten haben. Da wir ein junges Unternehmen sind, gibt es noch viele Gestaltungschancen. Ein Beispiel sind etwa die Olympischen Sommerspiele in London, für deren IT und Netzwerkstruktur Atos zuständig ist.

Was ist der häufigste Grund, warum sich Bewerber gegen Atos entscheiden?

Holz: Diese Frage haben wir so noch gar nicht erhoben. Einige Kandidaten haben wir verloren, weil sie atemberaubende Gehaltsforderungen hatten. Aber mit großen Gehaltssteigerungen sind wir zurückhaltend. Wir richten uns bei der Bezahlung nach den Industrie-Benchmarks. Gehalt ist aber nur ein Faktor für die Mitarbeiterbindung.

Schwierige Jobsuche

Die Computerwoche-Redaktion hat sich mit einem IT-Berater unterhalten, der nach 20-jähriger Festanstellung einen neuen Job suchte. Eigentlich, so dachte er, ist der Arbeitsmarkt günstig, sein Profil schien gefragt. Umso überraschter war er, wie viel Geduld er aufbringen musste. Abgesehen von automatischen Eingangsbestätigungen zeigte seine digitale Bewerbungsoffensive kaum Erfolge.

Viele Unternehmen meldeten sich erst nach Monaten. Schlecht abgestimmte Telefoninterviews mit Gesprächspartnern ohne Entscheidungsbefugnis fanden statt, bevor es dann doch zu Vorstellungsgesprächen kam. Nur dank seines intakten persönlichen Netzwerks fand der IT-Berater, der schon mit dem Gedanken der Freiberuflichkeit gespielt hatte, wieder einen Job. Heute ist er sicher, dass bei den Recruiting-Prozessen auch großer IT-Firmen vieles im Argen liegt. (Computerwoche)

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