Tech-Hall-of-Shame

Die 9 schlimmsten CEOs



Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Diese Manager haben mit ihren Entscheidungen (mindestens) Millionen versenkt – und ihre eigene Reputation gleich mit.
Diese Tech-CEOs sind von Vorschusslorbeeren sehr weit entfernt.
Diese Tech-CEOs sind von Vorschusslorbeeren sehr weit entfernt.
Foto: Lensw0rld - shutterstock.com

Irren ist bekanntlich menschlich. Allerdings können Irrtümer, Fehlannahmen - oder auch schlicht Dummheiten - im Fall von Führungskräften dafür sorgen, dass Unternehmen Unsummen verlieren, einst bedeutende Marken rasant zugrundegehen oder sich ausufernde Entlassungswellen anbahnen. Ganz zu schweigen von den Fällen, in denen kriminelle Energie eine Rolle spielt.

Die große Karriere eines Managers, der dafür direkt verantwortlich gemacht werden kann, ist zwar im Regelfall vorbei - um die Zukunft müssen sich diese Kandidaten meist dennoch keine Sorgen machen. Zur Veranschaulichung hier neun herausragende Beispiele aus der Technologiewelt.

Steve Ballmer (Microsoft)

Nicht vielen CEOs schlug bereits während ihrer Amtszeit ein so heftiger Gegenwind ins Gesicht wie Ex-Microsoft-CEO Steve Ballmer. Im Jahr 2012 erklärte Forbes-Journalist Adam Hartung den wegen seiner ekstatischen Auftritte auch "Monkeyboy" genannten Manager gar zu dem Chief Executive Officer, der es am meisten verdient habe, sofort gefeuert zu werden. Er habe Microsoft nicht nur eigenhändig aus einigen der lukrativsten Tech-Märkte getrieben, sondern damit in der Folge auch Wachstum und Gewinne von Partnerunternehmen wie Dell, Hewlett Packard und Nokia geopfert:

Seine schlechte Führung reicht weit über den Tellerrand von Microsoft hinaus, wenn es darum geht, Shareholder Value und Jobs zu vernichten.

Tatsächlich kann man Ballmer durchaus einige Microsoft-Fiaskos ankreiden: Unter anderem die Windows-Flops Vista und 8 sowie den von den Kunden verschmähten iPod-Konkurrenten Zune und insbesondere das Debakel um Windows Phone beziehungsweise die Übernahme von Nokia. Fakt ist: Unter der Führung von Ballmer verschlechterte sich Microsofts Standing innerhalb der Technologiebranche maßgeblich. Unvergessen bleiben darüber hinaus natürlich auch seine unverblümten "Statements" - etwa zu Linux ("Krebsgeschwür") oder der Premiere von Apples iPhone ("wird bei Business-Kunden nicht ankommen").

Nachdem Ballmer 2013 von seinem CEO-Posten zurücktreten musste, schoss der Aktienkurs zwar in die Höhe - dennoch war sein Nachfolger Satya Nadella gezwungen, das Mobile-Desaster großflächig zu bereinigen. Dabei verloren im Jahr 2014 knapp 18.000 Mitarbeiter bei Nokia ihren Job. Nadella hat Microsoft inzwischen wieder auf einen vielversprechenden Weg zurückgeführt. Ballmer hingegen verzog sich ein Jahr nach seinem Rückzug als CEO auch aus dem Microsoft-Aufsichtsrat - kurz zuvor hatte er das NBA-Team der Los Angeles Clippers gekauft, das ihm bis heute gehört und zu neuen "Motivational Speeches" anspornt. Auch in der NBA hat es bislang allerdings nicht zum Meistertitel gereicht. Dennoch ist der Ex-Microsoft-Manager laut Forbes der neuntreichste Mensch der Welt.

Kay R. Whitmore (Kodak)

Kay R. Whitmore war lediglich drei Jahre - von 1990 bis 1993 - der CEO von Kodak. Nichtsdestotrotz ist er ein Hauptakteur des zwischenzeitlichen Niedergangs der einstigen US-Fotofilm-Institution. Das Problem: Whitmore konnte - oder wollte - mit der digitalen Welt absolut nichts anfangen. Das könnte auch der Grund dafür gewesen sein, warum er im Jahr 1990 bei einem Meeting mit Bill Gates eingeschlafen sein soll, als eine mögliche Integration von Kodak-Photo-CDs mit Windows diskutiert wurde.

Der CEO war fest davon überzeugt, dass die Zukunft des Unternehmens nicht in der Digitalfotografie, sondern wie gehabt im analogen Film- und Foto-Business liegen würde. Dabei waren es Techniker von Kodak, die bereits Mitte der 1970er Jahre die Digitalkamera erfunden hatten. Und auch die erste digitale Spiegelreflexkamera wurde 1989 von Kodak auf den Markt gebracht - eigentlich beste Voraussetzungen also, um auch in diesem Bereich direkt zum Marktführer aufzusteigen. Das übernahmen mangels Commitment in der Folge dann Konkurrenten wie Nikon.

Whitmore wurde schließlich 1993 entlassen. Sein Nachfolger George Fisher investierte dann zwar massiv ins Digital-Business - allerdings brachte das vor allem Produkt-Flops hervor. Auch danach hatte Kodak noch lange mit der mangelnden Voraussicht vergangener Zeiten zu kämpfen und war im Jahr 2012 schließlich gezwungen, Insolvenz anzumelden. Heutzutage ist das Unternehmen (in neuer Form) wieder aktiv - und versucht(e) sich unter anderem in den Bereichen Kryptowährungen, Drucktechnologie und Pharmazeutik. Das alles erlebte Whitmore allerdings nicht mehr mit - er starb bereits im Jahr 2004 im Alter von 72 Jahren.

Carly Fiorina (HP)

Carly Fiorina wurde im Jahr 1999 zum CEO von HP ernannt und im Jahr 2005 nach internen Auseinandersetzungen (und unzureichenden Ergebnissen) entlassen. In den sechs Jahren der Regentschaft Fiorinas büßte HP rund die Hälfte seines Werts ein. Der von ihr angestoßene Merger mit Compaq im Jahr 2001 gilt (trotz gutem Start) gemeinhin als (finanzieller) Fehlschlag.

Ihr Versuch, das Beratungshaus PwC zu übernehmen, konnte zwar durch den Vorstand abgewendet werden, ließ die CEO aber bereits in keinem guten Licht erscheinen. Dazu kam, dass die Managerin sich in Cost- (beziehungsweise Job-) Cutting-Arien übte, sich selbst parallel aber ausufernde Boni ausbezahlte. Das unrühmliche Ende als Chief Executive wurde Fiorina zusätzlich mit einer Abfindung von mehr als 21 Millionen Dollar versüßt. Anschließend verfasste sie ihre Autobiografie und startete eine Karriere in der Politik.

Das gipfelte 2015 im glücklosen Bestreben, sich als US-Präsidentschaftskandidatin der Republikaner etablieren zu wollen. Eine Gelegenheit, die Fiorina nutzte, um unter anderem ihre Qualitäten als Führungskraft in den Fokus zu rücken. Für diverse Publikationen ein willkommener Anlass, um den unrühmlichen "Track Record", den sich die Politikerin als ehemalige CEO von Hewlett Packard zugelegt hatte, noch einmal verdichtet zu präsentieren. Etwa Michael Barbaro von der New York Times:

Sie schwor den Werten des Unternehmens die Treue und zitierte gerne seine bescheidenen Gründer bei Meetings. Aber sie reiste in einer Limousine mit Chauffeur und legte bei ihrem Intro im Mitarbeiter-Newsletter Wert darauf zu betonen, eine 15-Meter-Yacht zu besitzen … Unter ihrer Verantwortung verloren 30.000 Mitarbeiter nach und nach im Rahmen einer Downsizing-Strategie ihren Job. Das wurde teilweise auch noch völlig unpersönlich kommuniziert - einige Mitarbeiter über das Telefon gefeuert.

Im weiteren Verlauf seines Artikels relativiert der Autor der New York Times allerdings, Fiorina habe es innerhalb der verkrusteten, traditionellen HP-Strukturen auch nicht leicht gehabt. Und auch beim Harvard Business Review zeigt man sich gespalten, wenn es um die Managerin geht:

Sie war genau die disruptive Führungskraft, die sie zu dieser Zeit sein musste - ließ dabei aber ein wesentliches Element vermissen: Sie hat sich nie die Zeit genommen, Beziehungen zu einzelnen Mitarbeitern aufzubauen, was sie am Ende den Support und das Commitment für ihre Initiativen gekostet hat.

Ein Job als CEO blieb Carly Fiorina seit ihrer HP-"Regentschaft" jedenfalls verwehrt.

John Sculley (Apple)

John Sculley wird nicht nur oft für den Beinahe-Niedergang von Apple Anfang der 1990er Jahre, sondern vor allem für die vorübergehende Entlassung von Steve Jobs verantwortlich gemacht. "Im Jahr 1985 überzeugte er den Vorstand, seinen Rivalen Steve Jobs von allen Managerpflichten zu entbinden - und drängte damit einen der größten Produktdesigner und Marketingmanager aller Zeiten aus dem Unternehmen", schreibt etwa der Business Insider - und macht es sich damit unter Umständen etwas zu einfach.

Zwei Jahre zuvor - 1983 - wurde John Sculley von Apple als CEO verpflichtet. Der Manager konnte zu diesem Zeitpunkt keine Technologieerfahrung vorweisen, hatte sich aber beim Getränkehersteller PepsiCo als gewiefter Chief Executive und Marketing-Genie bewiesen. In den kommenden Jahren kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Sculley und Jobs über die strategische Ausrichtung von Apple. John Sculley selbst schilderte im Jahr 2013 im Rahmen eines Konferenz-Events des Forbes Magazine die Geschehnisse folgendermaßen:

Unstrittig ist hingegen, dass Sculley Apple in der Folge als CEO von einem Flop zum nächsten führte - wie etwa CNBC (beziehungsweise Portfolio.com) treffend beschreibt:

Obwohl er bei Pepsi als brillanter Marketingexperte galt, gab er als Top-Manager eines Technologieunternehmens ein desaströses Bild ab. Seine Amtszeit war geprägt von internen Streitigkeiten unter Führungskräften und teuren Projekten, die am Markt floppten (Erinnern Sie sich noch an den Apple Newton?).

Angesichts des mangelnden Erfolgs und seines für damalige Verhältnisse übergebührlichen Gehalts (laut CNBC war Sculley schon im Jahr 1987 mit einem Jahresgehalt von 2,2 Millionen Dollar der mit Abstand bestbezahlte Manager im Silicon Valley), hatte der Apple-Vorstand im Jahr 1993 genug und trennte sich von Sculley. Der hatte danach keinen CEO-Posten mehr inne und engagierte sich stattdessen in der Politik und als privater Investor. Steve Jobs wurde 1997 erneut CEO von Apple und schuf anschließend unter anderem mit iPod und iPhone die Basis für den heutigen Unternehmenserfolg.

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