Herausforderung für CIOs

Die Ära der Software Factory

Oliver Viel ist Director Marketing & Business Development der HPI-Ausgründung Seerene GmbH in Potsdam.

Die Lehre aus diesen drei erfolgreichen, aber unterschiedlichen Beispielen ist, dass es viele Arten gibt, das Richtige zu tun. Wahrscheinlich sollten Verantwortliche immer verschiedene Ansätze in ausbalancierter Form parallel anwenden. Gerade die Komplexität der Konzernstrukturen, die Unterschiedlichkeit der Kulturen und die Notwendigkeit, viele Menschen mitzunehmen, fordern den Verantwortlichen einiges ab.

Wirkungsvolle Projekte mit ihrer positiven Wirkung helfen, aber am Ende ist es doch die Summe vieler Maßnahmen und Kleinigkeiten, die den großen Tross von Menschen in einem Konzern in Richtung digitale Zukunft bewegt. Am wichtigsten ist hier die Unternehmensleitung, die auf allen Ebenen zum Fortschritt ermuntern und die richtigen Incentives setzen muss.

Ausblick

International stehen viele Konzerne vor der Herausforderung, ihren hohen Entwicklungsstandard und ihre Profitabilität ins digitale Zeitalter zu überführen. Das ist eine riesige Chance, aber beileibe kein sicheres Spiel. Obwohl die Ausgangsposition oft gut ist, wird es nicht leicht, sich in Zukunft auf einem durchdigitalisierten Weltmarkt zu behaupten. Wir haben in Europa exzellent ausgebildete Menschen, eine gute Infrastruktur und eine hochentwickelte Unternehmenslandschaft. Doch gerade für die großen Konzerne wird es nicht leicht, ihre oft riesigen IT-Abteilungen samt ihren IT-Dienstleister-Armeen in agile Software Factories umzuwandeln.

Moderne Organisationsformen und agile Arbeitsorganisation beginnen nach einer anfänglichen Latzenzzeit der Halbherzigkeiten und Lippenbekenntnisse nun wirklich die Realität in den Konzernen zu prägen. Das ist eine gute Nachricht, viele Senior Executives treiben diese Entwicklung voran. Im nächsten Schritt muss nun die analytische, selbstreflektierende Wirkung eines Digital Engineering helfen, Software Engineering zu einer reifen Ingenieurwissenschaft zu machen. Nur so wird es gelingen, die Arbeit eigenverantwortlich arbeitender, agiler Teams durch eine strategische Übersicht und Einflussnahme zu flankieren.

Die Unternehmensleitung wird den agilen, oft autonom agierenden Teams einen unternehmensweit geltenden Bezugsrahmen bieten müssen. Die richtige Mischung aus Transparenz und agiler Spontanität zu finden, den richtigen Ton und Rhythmus, das obliegt nun der C-Suite, zuvörderst den CIOs. Hier geht es aber längst nicht mehr nur um Einzelpersonen, denn das Aufgabenfeld der CIOs ist durch zunehmende Komplexität und Aufgabenvielfalt für eine Person zu groß geworden.

Aufgabe des CIO ist es, generell die Richtung zu weisen und Zielvorstellungen anzubieten. Die Software Factory und ihr methodisches Framework des Digital Engineering sind letztlich kommunikative Angebote, komplexe Zusammenhänge zu interpretieren und eine klare Zielvision bereitzustellen - eine Richtung, der agile Teams in ihrer täglichen Arbeit folgen können. Von dieser kommunikativen Warte aus betrachtet ist die Software Factory ein konkretes und konstruktives Ziel, das die Missionen vom einzelnen Entwickler, über die IT-Leitung bis hin zur gesamten Wirtschaft in sinnvoller Weise zu einer zielführenden Vision vereinen kann. Die C-Suites der digitalisierenden Konzerne sind jetzt aufgerufen diese Vision mit Leben zu füllen!

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