Herausforderung für CIOs
Die Ära der Software Factory
In manchen Unternehmen ist das schon der Fall, wie Xiaoqun Clever beobachtet: "Leider haben über alle Branche hinweg die meisten Traditionsunternehmen ihre Schwierigkeiten, die hauseigene Softwareentwicklung im großen Stil zu managen oder ihre Softwarelandschaft effektiv und effizient zu betreiben." Oft fehle das geeignete Personal, und auch in Sachen Cybersicherheit entstünden Risiken, die kaum noch beherrschbar seien. "Daher beobachte ich den Trend, dass Professional Service Provider beauftragt werden - sogar für die Entwicklung von Produktinnovationen."
Medienbranche hat zuerst Lehrgeld bezahlt
Sich mit dem Aufbau einer Software Factory zu beschäftigen, ist heute für jedes größere Unternehmen essenziell. "Es ist interessant, wie sich Verantwortliche verschiedener Branchen und Organisationskulturen dem Thema annähern", sagt Jürgen Döllner vom Hasso-Plattner-Institut. "Hier ist ein Erfahrungsaustausch von Führungskräften diverser Backgrounds extrem fruchtbar." Döllner selbst unterstützt den Austausch unter Senior Executives in dem Forum der Digital Engineering Alliance.
Ein Blick auf den Status quo der Software Factories zeigt, dass nicht nur etwa Industriekonzerne, Handelsunternehmen oder Verlage, sondern auch die großen Softwarekonzerne selbst Nachholbedarf haben. Christian Bär von Datev resümiert: "In der Welt der IT-Konzerne gibt es immer noch hierarchisch organisierte Unternehmen, die ihre Strukturen lange nicht angepasst haben, weil sie in der Vergangenheit damit sehr erfolgreich waren. Der Markt entwickelt sich aber schnell, so dass diese Strukturen nicht mehr aktuell sind und eigentlich schon jetzt dringend an die Anforderungen einer VUCA-Welt angepasst werden müssten. Das geschieht leider häufig nicht, zu spät oder nur halbherzig."
Zu den Branchen, die am frühesten und heftigsten von der Digitalisierung verändert wurden, gehört die Medienwelt. Dort sind die Fortschritte besonders augenfällig, der hohe Entwicklungsstand lässt in einigen Aspekten die Zukunft anderer Branchen erahnen. Xiaoqun Clever stellt rückblickend fest, dass die Medienunternehmen zunächst den Schock überwinden mussten, der vom massiven Verlust an Werbeeinnahmen, verursacht von der wachsenden Marktmacht internationaler Plattformen wie Google und Facebook herrührte.
"In diesem Zuge haben die meisten Akteure in der Medienindustrie ihr Portfolio diversifiziert", sagt Clever. "Sowohl regional als auch nach Geschäftsmodellen - letzteres häufig durch Kapitalbeteiligung an digitalen Unternehmen. Man kaufte Online-Geschäfte wie Stellenbörsen, Immobilienseiten, E-Commerce Unternehmen oder andere Websites, die mehr oder weniger mit dem Mediengeschäft verbunden sind."