Wie die Policy funktioniert
Die BYOD-Strategie von Adidas
Beweislast umgekehrt
Mit dem dialektischen Trick der umgekehrten Beweislast nahm der CIO den Bewahrern den Wind aus den Segeln: "Niemand konnte schlüssig darlegen, dass eine Integration privater Geräte in die Konzern-IT nicht funktioniert." Die umgedrehte Sicht auf den Fall habe den Durchbruch für das Mobility-Projekt gebracht, berichtet Brecht: "Auf einmal lief es."
Plakativ geht es um den Hype "ByoD - Bring your own Device", also den Einsatz privater Geräte auch in geschäftlichen Prozessen. Dabei ist ByoD nur eine kleine Facette des gesamten Vorhabens (siehe Kasten "Drei Use Cases"). Und keinesfalls interpretierte Adidas ByoD dahingehend, dass alle Mitarbeiter nach Lust und Laune hübsche Geräte beschaffen können, die der Konzern freigiebig subventioniert - im Gegenteil.
Policy - Drei Use Cases für das Projekt 1. Bring your own Device (BYOD): Prinzipiell können alle Mitarbeiter der Adidas Group ihre privaten Smartphones und iPads für die Arbeit nutzen. Allerdings kann jeder Fachbereich Nutzergruppen ausschließen, etwa im Einzelhandelsverkauf oder im Lager. Adidas spielt eine Software auf jedes Gerät, über die sich E-Mails und der Kalender mobil nutzen lassen. Jedes Smartphone braucht dafür die Freigabe durch einen Fachvorgesetzten. Unterstützt werden alle gängigen Mobilplattformen. 2. Unternehmenseigene Geräte: Die IT bewertet anhand des Use Cases, ob die Ausstattung einer Abteilung mit Mobilgeräten geschäftlich sinnvoll ist. Es geht hierbei nicht um die Versorgung einzelner Nutzer, sondern um Organisationseinheiten. Beispielsweise wird der Vertrieb für Golfprodukte mit iPads von Apple ausgestattet, um Bestände abzugleichen, Aufträge einzugeben und Produktinformationen beim Kunden zu präsentieren. 3. Offizielle Smartphones: Früher waren Blackberrys die offiziellen Mobiltelefone des Konzerns, heute können berechtigte Nutzer zwischen RIM und Apple iPhone wählen. Um einen effizienten Support zu gewährleisten, wurde die Anzahl der verfügbaren Plattformen begrenzt und nicht auf Windows und Android ausgeweitet. |
"Wenn Sie unser ByoD mit anderen Nebenleistungen vergleichen, die ein Unternehmen seinen Mitarbeitern anbietet, erhalten Sie hier einen interessanten Effekt für wenig Geld", bilanziert CIO Brecht. Schließlich sind Mitarbeiter, die kein offizielles Gerät des Unternehmens bekommen, selbst für alle anfallenden Kosten verantwortlich. "Wir zahlen beim ByoD nur die App - das ist bewusst so gewählt."
Nach der Freigabe des Projekts im Frühjahr 2011 sei alles ganz schnell gegangen, erinnert sich Thomas Eichhorn, IT-Verantwortlicher bei Adidas für globale Infrastruktur, Betrieb und Enterprise Architecture: "Der Vorlauf nach der Entscheidung dauerte keine sechs Monate." Bereits im Herbst 2011 startete der sukzessive Roll-out in einigen Märkten. Das Projekt war eine Zusammenarbeit der verantwortlichen Gruppe im Hauptquartier mit dem asiatischen Shared-Service-Center - "hier sind Nachfrage, Penetrationsrate und Erfahrungen im Mobilbereich noch höher als in Europa", argumentiert Eichhorn.