Manager lernen Sparen

Die Dienstreise in der Holzklasse

12.10.2009
Von Claus G. Schmalholz und Anne Preissner

"Rasenmähermethode" sorgt für Frust

Auch beim Schweizer Technologiekonzern ABB setzt Reisemanager Michael Flück auf elektronische Kommunikation. Mit weltweit 200 Fabriken und 120 000 Mitarbeitern, die oft in globalen Teams arbeiten, fallen bei ABB besonders hohe Reisekosten an.

Enorme Sparpotenziale ergaben sich vor allem in den USA, wo sich die Mitarbeiter besonders häufig zu Ost- und Westküsten-Treffen einfanden. Nunmehr hat ABB in Nordamerika drei neue Videokonferenzräume eingerichtet, die das interne US-Jetten nachhaltig reduziert haben. So konnte Flück in den vergangenen fünf Monaten die Reisekosten um 20 Prozent senken.

Video statt Fliegen: Wie Unternehmen bei Geschäftsreisen sparen

Reduktion des Reisevolumens

70 Prozent

Alternativen zur Geschäftsreise
z.B. Video-, Web-, Telefonkonferenz

57 Prozent

Verschärfung der Reiserichtlinien

49 Prozent

Einschränkungen im Veranstaltungsbereich
z.B. Messeauftritte, Kundenveranstaltungen

33 Prozent

Mehrfachnennungen möglich
Quelle: VDR Geschäftsreiseanalyse

Um ihre Vielflieger jedoch nicht aller Annehmlichkeiten zu berauben, kooperiert ABB mit der britischen Firma Priority Pass, die ihren Kunden gegen Gebühr weltweit den Zugang zu ihren 600 Lounges erlaubt. Auch bei SAS-Flügen dürfen die ABBler in die Airline-Lounge. Lufthansa und Swiss hingegen zieren sich noch, den Schweizer Economisten Zutritt zu ihren Relax-Zonen zu gewähren.

Bei Langstrecken dürfen die ABB-Mitarbeiter weiterhin Business fliegen, müssen für dieses Privileg aber Nachteile in Kauf nehmen. Nicht der schnellste Nonstop-Flug darf gebucht werden, sondern nur das günstigste Angebot. Und das kostet oft mehr Zeit, weil es meist ein Umsteigerflug ist.

Die Nachtruhe, für Spitzenkräfte ohnehin ein knappes Gut, wird noch weiter verkürzt. Denn der Zwang zum Billigfliegen führt häufig dazu, dass Manager frühmorgens oder spätabends am Flughafen eintreffen, weil viele Airlines ihre günstigen Tickets zu Randzeiten anbieten. "Das reduziert meine Freizeit natürlich noch weiter", sagt etwa Europcar-Geschäftsführer Roland Keppler. "Aber das ist eben der Preis, den man persönlich zahlen muss, um die Sparziele zu erreichen."

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