Einsparpotentiale nutzen
Die zwei verpassten Chancen der Versicherungsbranche
Maßgeblich ist aber, dass die Versicherungsunternehmen bis 2001, bedingt durch die boomenden Aktienmärkte, sehr gut verdient hatten. So gut, dass Defizite bei Prozessen und Produkten weitgehend überlagert worden sind. In der IT kam in dieser Zeit so gut wie kein Kostendruck auf. In der Folge hielt man an den Individualentwicklungen fest und fragte kaum Standardsoftware nach. Wenn doch, dann allenfalls in branchenunabhängigen Anwendungsbereichen wie Rechnungswesen, Human Ressources oder Business IntelligenceBusiness Intelligence – aber nicht zur Abbildung von Kernprozessen einer Versicherung. Mit der Wende an den Börsen drehte sich das Blatt. Steigender Kostendruck erhöhte die Nachfrage nach Standardsoftware. Hierfür musste aber erst mal das passende Angebot geschaffen werden. Schließlich war der Druck auch nicht so groß wie bei den BankenBanken, da deren Abhängigkeit zu den Kapitalmärkten ungleich größer ist als die der Versicherer. Da reichte es den meisten Unternehmen durch eine drastische Reduzierung der in großem Umfang eingesetzten externen Bodyleasing-Kapazitäten die IT-Kosten wie gefordert zu senken. Eine Änderung in der IT-Strategie wäre ungleich aufwändiger gewesen. Alles zu Business Intelligence auf CIO.de Top-Firmen der Branche Banken
Mittlerweile ist das Angebot an Standardsoftware auch für die Kernprozesse eines Versicherers herangereift, wenn auch noch nicht ausgereift. Neben Nischenanbietern wie dem Marktführer für Lebensversicherungssysteme FJH, hat auch SAPSAP begonnen den Markt zu besetzen. Viele Versicherungsunternehmen verhalten sich interessiert und abwartend. Einige meinen durch ihre Größe schon maximale Skaleneffekte zu haben. Dennoch wird die Frage nach dem Make-or-buy künftig häufiger gestellt und zugunsten von Standardsoftware beantwortet werden. Alles zu SAP auf CIO.de
Die Öffentliche hat als mittelständischer Versicherer und einer der ersten schon in 2002 begonnen, einen mehrjährigen Bebauungsplan mit Standardsoftware – auch für die Kernprozesse – umzusetzen. Vor wenigen Monaten haben wir das neue Schadenmanagementsystem von SAP erstmalig in Deutschland in Betrieb genommen. Auch die erste führende Adressverwaltung bei einer Sachversicherung mit dem Businesspartner von SAP läuft bei der Öffentlichen. Das Multisourcing genannte Zusammenarbeiten mit verschiedenen spezialisierten Providern verschafft uns neben den erheblichen Kostenvorteilen auch die nötige Geschwindigkeit, um den Bebauungsplan innerhalb kürzester Zeit umsetzen zu können.
Die eigene Fertigungstiefe zu reduzieren, im IT-Betrieb und bei der Anwendungsentwicklung, wird auch den größeren Marktteilnehmern unserer Branche nicht erspart bleiben. Belohnt werden sie durch Freiräume für wertschöpfende Aufgaben, wie im Innern die Produktivität zu steigern und nach außen den Kundenservice zu verbessern. Tun sie es nicht schnell genug, drohen statt der Softwareentwicklung ganze Geschäftsprozesse zu BPO-Dienstleistern abzuwandern. So wie Dresdner Bank und Deutsche Bank unlängst ihr Transaktionsbanking outgesourct haben. Die Axa hat bereits angekündigt, Geschäftsprozesse nach Indien und Lettland zu verlagern. Diese Beispiele zeigen, dass es künftig in einem härter werdenden Markt darum gehen wird, Prozesskosten zu optimieren. Mit einer maximalen Fertigungstiefe in der IT wird die Kostenführerschaft für Geschäftsprozesse nicht zu erringen sein.
Dennis Lidzba ist verantwortlich für die IT bei der Öffentlichen und Geschäftsführer der IT-Tochter Braunschweig IT GmbH.
Auf der CIO-Matinee im Juni 2005 wird er ausführlich darüber berichten, wie er in seinem Unternehmen, die Einsparpotentiale in der IT genutzt hat. Die Öffentliche Versicherung Braunschweig ist ein regionaler Sach- und Lebensversicherer im östlichen Niedersachsen und gehört zur Sparkassen-Finanzgruppe. In 2004 erzielte sie mit rund 1.100 Mitarbeitern ein Beitragsvolumen von 320 Millionen Euro.