Bleibende Eindrücke

Digitalisierung heißt von China lernen

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Eine Woche Dienstreise in China – das Fazit ist erschütternd: Deutschland droht in Sachen Digitalisierung hoffnungslos abgehängt zu werden.
Die chinesische Millionenmetropole Shenzhen hat sich mittlerweile von der Werkbank der Welt zum Silicon Valley Asiens entwickelt und ist ein Lehrstück in Sachen Digitalisierung.
Die chinesische Millionenmetropole Shenzhen hat sich mittlerweile von der Werkbank der Welt zum Silicon Valley Asiens entwickelt und ist ein Lehrstück in Sachen Digitalisierung.
Foto: Hill

Autonome Drohnenlieferdienste? Geht nicht, die Drohne könnte ja beim Überfliegen der Privatgrundstücke die Privatsphäre verletzen. Vernetzte Videokameras im öffentlichen Raum? Nein, schließlich sind wir ja kein Überwachungsstaat.

Bargeldlos mit dem Smartphone bezahlen? Von wegen, da könnte ja das Einkaufs- und Konsumverhalten getrackt werden, so hierzulande die Argumentation der Bargeld-Befürworter. Ganz anders die Situation in China. Selbst beim Straßenhändler wird per Smartphone und Alipay bezahlt - Bargeld und Kreditkarte sind out und gelten als old fashioned. Die Liste der digitalen Techniken, die aus Datenschutz- oder anderen Gründen hierzulande nicht eingeführt werden können, ließe sich fast beliebig verlängern.

Shenzhen - das neue Silicon Valley?

Sicher, viele Einwände sind berechtigt. Doch die Bedenkenträger hierzulande sollten einmal in Erwägung ziehen, dass sich die Welt um uns herum weiterentwickelt - auch in Sachen DigitalisierungDigitalisierung. Und hier droht Deutschland hoffnungslos abgehängt zu werden. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Das verdeutlicht etwa ein Besuch in der südchinesischen Millionenmetropole Shenzhen, die sich von der Werkbank der Welt zum Silicon Valley Asiens entwickelt hat. Hier wird nicht, in nicht endendwollenden Diskussionen, ewig über die Risiken einer digitalen Technologie debattiert. Hier wird nach dem Nutzen, dem Vorteil einer digitalen Technologie gefragt und wie sich daraus ein Business-Modell entwickeln lässt?

Agilität statt Bedenkenträger

Dieser agileagile Mindset zieht sich nicht nur durch die Unternehmen, sondern durch die gesamte Stadt. Es wird nicht endlos diskutiert, sondern agiert. Alles zu Agile auf CIO.de

Drohnenlieferstation in einem Park von Shenzhen.
Drohnenlieferstation in einem Park von Shenzhen.
Foto: Hill

Dabei muss nicht immer alles sophisticated High-Tech sein - der Nutzen zählt. Womit wir wieder bei den eingangs angesprochenen DrohnenDrohnen sind. Alles zu Drohnen auf CIO.de

Drohnenstation im Park

Mitten in einem Park - vergleichbar mit dem Englischen Garten in München - steht ein kleines Häuschen mit Touchscreen. Seine Bedeutung? Es ist die Landestation für autonom fliegende Lieferdrohnen.

Per Smartphone oder über den Touchscreen der Station kann sich der Parkbesucher bei den teilnehmenden Restaurantketten im Umkreis Essen und Getränke bestellen. Zehn bis 15 Minuten später liefern die autonom fliegenden Drohnen die Bestellung direkt in den Park.

Lieferdrohne im Anflug.
Lieferdrohne im Anflug.
Foto: Hill

Passend zum Thema: Samsung

Dazu öffnet sich das Dach der Station und die Drohne lässt die Lieferung ins Innere fallen. Per Code, den der Besteller auf sein Smartphone erhalten hat, kann er nun die Lieferung der Station entnehmen. Dabei kommt auch das Recycling nicht zu kurz. Das Verpackungsmaterial kommt zusammengefaltet in eine Box neben der Station und wird wiederverwendet. Laut Angaben unserer chinesischen Begleiter scheint sich der Lieferdienst zu rechnen, denn er sei in vielen Parks Shenzhens zu finden.

Mit Kameras zum Digitalen Zwilling

Videokameras gehören in Shenzhen zum Stadtbild und bilden die Grundlage des Digitalen Zwillings der Stadt.
Videokameras gehören in Shenzhen zum Stadtbild und bilden die Grundlage des Digitalen Zwillings der Stadt.
Foto: Hill

Für europäische, insbesondere deutsche Augen ungewohnt sind die vielen Kameras im Stadtbild Shenzhens. Doch die Bürgerinnen und Bürger scheint das weniger zu stören und auch vor dem im Westen immer wieder berichteten Social Punishment scheint man keine große Angst zu haben. Rote Ampeln werden von Fußgängern, Rad- und Rollerfahrern mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie etwa in München ignoriert.

Dagegen wird ein anderer Vorteil der Kameras unterstrichen - mit ihrer Hilfe entsteht aus ganz Shenzhen ein Digitaler Zwilling. So lässt sich beispielsweise der Verkehrsfluss entsprechend digital anpassen. Passiert ein Unfall können die Rettungskräfte, egal ob Polizei, Krankenwagen oder Feuerwehr, dank dieser Video-Informationen gezielt und in ausreichender Stärke an den Ort des Geschehens beordert werden.

Effizienter dank Digitalem Zwilling

Gleiches gilt im Falle eines Brandes. Die Frage, ob eine Drehleiter etc. benötigt werden, stellt sich nicht. Dank Videobild und Digitalem ZwillingDigitalem Zwilling sieht die Feuerwehr schon vor dem Ausrücken, welches Einsatzgerät sie zum Löschen benötigt. Alles zu Digital Twin auf CIO.de

Die Stadtverwaltung selbst nutzt die Technik, um ihre Reinigungskräfte gezielt und bedarfsgerecht an den jeweiligen verschmutzten Stellen in der Stadt einzusetzen. Noch erledigen diese Aufgabe Menschen, doch es gibt bereits Pläne, dies künftig von Robotern autonom erledigen zu lassen.

Automatisierung in Restaurant und Industrie

Apropos RoboterRoboter - auch in den Restaurants haben sie bereits teilweise Einzug gehalten und liefern die Bestellung an den Tisch. Vorteil für den Gast: Die Bedienung hat mehr Zeit zur Beratung bei der Bestellung. Alles zu Roboter auf CIO.de

Lieferroboter in einem Restaurant in Shenzhen.
Lieferroboter in einem Restaurant in Shenzhen.
Foto: Hill

Bezüglich Roboter und Automatisierung - richtig enttäuschend war hier der Besuch einer Smartphone-Fabrik von Huawei. Wer hier noch - vorbelastet durch Filmberichte über Auftragsfertiger wie Foxconn - eine Heerschar an emsig entlang der Montagelinie wuselnden Arbeiter erwartet, wird eines Besseren belehrt.

14 Beschäftigte bauen ein Smartphone

Ganze 14 Beschäftigte stehen noch an der Montagelinie. Die Linie selbst besteht aus über 100 einzelnen Fertigungsmodulen. Durch diesen modularen Aufbau können diese schnell und flexibel zu neuen Montagelinien zusammengestellt werden, um etwa geänderte Smartphone-Modelle zu fertigen. Dabei dauert der Bau eines SmartphonesSmartphones - ohne das automatisierte Testen der Produkte - rund zwei Stunden. Das umfasst alle Arbeitsschritte wie Verkabelung, Kamerainstallation, Verkleben der Batterie, Touchscreen-Installation etc. Alles zu Smartphones auf CIO.de

Angesichts dieses Automatisierungsgrades sollten sich Wirtschaft und Politik hierzulande wirklich einmal ernsthaft fragen, ob wirklich nur die hohen Lohnkosten der einzige Wettbewerbsnachteil des Standorts Deutschland sind? Oder fehlt es eventuell gar an agilem und digitalem Mindset sowie Innovationskraft? Die dazu von einer überbordenden Bürokratie und Regulatorik abgeschnürt werden?

Autark durch Sanktionen

Bleiben wir bei Huawei. Ja, der Konzern wurde durch die Trump-Sanktionen 2019 hartgetroffen und sah sich in seiner Existenz bedroht. Doch statt lang zu lamentieren und nach Subventionen zu rufen, konzentrierte das Unternehmen seine Kräfte und fokussierte sich darauf, unabhängig zu werden. Letztlich, so ist in Gesprächen immer wieder zu hören, sei man aus der Krise gestärkt hervorgegangen und sei unabhängiger als zuvor.

Huawei hat sich innerhalb von vier Jahren zu einem umfassenden Autozulieferer gemausert.
Huawei hat sich innerhalb von vier Jahren zu einem umfassenden Autozulieferer gemausert.
Foto: Hill

Das zeigt auch ein zweiter Blick auf die Smartphone-Fertigung. Viele der Fertigungsmodule sind heute Huawei-Eigenentwicklungen und müssen nicht mehr zugekauft werden. Ebenso bei der Chipproduktion. Nach eigenen Angaben ist der Konzern mittlerweile in der Lage, Lithographie-Geräte für den 7-nm-Fertigungsprozess selbst zu bauen. Dank physikalischer Tricks könne man so Chips bauen, die Halbleitern der 3-nm- oder 5-nm-Generation ebenbürtig seien. Genauere Details herzu nennen die Chinesen aber nicht, da sie sich hier nicht in die Karten schauen lassen - es könnte ja jemand die IP klauen.

Vom Netzwerker zum Autozulieferer

Huawei DriveOne statt BMW iDrive oder Mercedes-Benz Drive Pilot. Europas Autobauer sollten sich in Sachen Digitalisierung sputen.
Huawei DriveOne statt BMW iDrive oder Mercedes-Benz Drive Pilot. Europas Autobauer sollten sich in Sachen Digitalisierung sputen.
Foto: Hill

Und noch in einem anderen Digitalisierungsbereich hat China aufgeholt - dem Automobilbau. Während hierzulande nach wie vor der unerbittliche Glaubenskrieg zwischen Verbrenner- und Batteriefahrzeug die Diskussion beherrscht, handeln die Chinesen ganz pragmatisch. Die Wertschöpfung versprechenden digitalen Systeme werden einfach für beide Plattformen entwickelt. So fuhr uns ein aktueller Aito M9 nach der Zieleingabe ins Navi vollautonom durch den Stadtverkehr Shenzhens ans Ziel.

Angesichts dieser Erfahrungen bleibt nur zu hoffen, dass sich Deutschland 2025 wieder besinnt. Und sich endlich den wichtigen Herausforderungen annimmt, nämlich der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der globale Player wie China das Thema Digitalisierung angehen, hat Deutschland eigentlich keine Zeit mehr für Luxusdiskussionen wie über Gendersternchen. Unser Wohlstand ist schlicht in Gefahr, wenn sich nicht endlich ein anderer Mindset durchsetzt.

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