Telekom-Geschäftsführer Geschäftskunden Hagen Rickmann im Interview
Digitalisierungsinnovationen kommen von Start-ups
Viele Unternehmen stehen noch vor der Digitalisierung. Welche Tipps oder lessons learned können Sie ihnen mit auf dem Weg geben, angesichts der gemachten Erfahrungen beim eigenen Digitalisierungsprozess?
Hagen Rickmann: Wenn mich jemand fragt, wie Unternehmen den Weg in die Digitalisierung schaffen, gebe ich gerne fünf Tipps. Der erste Schritt ist ein grundlegender: Die Entscheider sollten die digitale Transformation als Wachstumschance nutzen, als Möglichkeit, ihr Geschäft erfolgreicher zu machen. Der zweite Tipp ist ein Perspektivwechsel: einfach einmal die eigenen Dienstleistungen und Produkte aus einer anderen Sicht betrachten. Dadurch erkennen Unternehmer neue Chancen und können mutig vorangehen.
Drittens sollten die Firmen so viele interne und externe Prozesse wie möglich digitalisieren und den Kunden jederzeit Kontaktmöglichkeiten bieten. In kleinen Schritten digital werden - das ist mein nächster Tipp. Nicht gleich einen riesigen Master-Plan entwerfen, sondern nach und nach einzelne Prozesse optimieren. Bei der digitalen Transformation sollte der Datenschutz immer eine große Rolle spielen - denn die neue Währung sind Daten und diese gilt es fünftens so gut wie möglich zu schützen.
Innovative Startups
Wer treibt in Deutschland das Thema Digitalisierung eher voran - die Startups, der Mittelstand oder die Dax-30-Konzerne?
Hagen Rickmann: Ob kleine, mittelständische oder große Unternehmen: Alle tragen auf ihre Weise zur digitalen Transformation bei und sollten in der Lage sein, voneinander zu lernen. Innovationen kommen überwiegend von Startups, die von vorneherein auf Digitalisierung setzen und die mit neuen, digitalen Ansätzen ganze Branchen und Wertschöpfungsketten durcheinander wirbeln - siehe Uber oder Airbnb. Geboten werden besserer Service, neue Produkte, höhere Geschwindigkeit oder - immer ein probates Mittel - bessere Preise - dies hat das IT-Research- und Beratungsunternehmen Crisp Research herausgefunden.
Große und mittelständische Unternehmen haben hingegen meistens mehr Marktmacht, Erfahrung und eine finanzielle und organisatorische Robustheit, durch sie auch Rückschläge verkraften können. Doch Größe und althergebrachte Strukturen und Wertschöpfungsketten machen sie natürlich langsamer, das ist ihr Nachteil. Grundsätzlich treiben aber auch diese Unternehmen das Thema stark voran. So haben laut Accenture 40 Prozent der 500 größten Unternehmen eine umfassende Digitalstrategie.
Und laut einem Panel von BDI und PwC stecken auch Mittelständler mittlerweile knapp fünf Prozent ihres Investitionsvolumens in digitale Technologien, Tendenz steigend. Jedes dritte dieser Unternehmen hält die eigene Digitalisierung für einen entscheidenden Gradmesser seiner Wettbewerbsfähigkeit. Weil sie erkannt haben, was die Statistik belegt: dass Unternehmen, die die Digitalisierung vorangetrieben haben, stärker wachsen als das Bruttoinlandsprodukt. Gerade diese oft traditionsreichen Unternehmen befinden sich in einer Art dauerhaften Transformation.
Für mich ist ganz entscheidend, dass all diese von ihrer DNA her unterschiedlichen Unternehmen, voneinander lernen. Ansätze gibt es: Größere Unternehmen schaffen Digital Labs außerhalb ihrer normalen Strukturen, arbeiten mit Startups zusammen und investieren in sie. Startups wiederum nutzen nicht selten die Marktdurchdringung größerer Unternehmen oder lassen sich von ihnen coachen. Die TelekomTelekom ist beispielweise eine Partnerschaft mit dem Startup Zalando eingegangen und beide Seiten profitieren: Zalando setzt in einer Wachstumsphase auf die Erfahrung eines großen Unternehmens und wir als Telekom werden dynamischer und kundenorientierter. Aber auch der Mittelstand kann in digitalen Zeiten Vorbild sein und sich durch ein Spitzenangebot langfristig sowie nachhaltig in einem Markt durchsetzen. Top-500-Firmenprofil für Telekom