Netzwerke
Falsch verbunden
"Wir bringen die relevanten Leute schneller zusammen, damit sie effizienter Geschäfte machen können", sagt Hinrichs. Bald würden Hunderte Topjobs und Mega-Aufträge täglich auf dem virtuellen Xing-Marktplatz vergeben, jubelten die Zeitungen, als der 30-Jährige seine Idee präsentierte. Ob Akquise, JobsucheJobsuche oder Expertenaustausch - in der Theorie ist die Xing-Welt eine Welt der grenzenlosen Chancen. Alles zu Jobsuche auf CIO.de
Die Realität allerdings ist weniger glamourös. Gerade für Führungskräfte entpuppen sich die elektronischen Kontaktbörsen häufig als potemkinsche Online-Dörfer. Mag sein, dass sich unter den zwei Millionen Profilen einige Vorstände und Geschäftsführer finden - doch in der Masse der Studenten, selbstständigen Präsentationsoptimierer und Webdesign-Assistenten fallen sie kaum auf. In Umfragen gab nur ein kleiner Teil der Nutzer an, bisher greifbare Gewinne aus Xing-Aktivitäten gezogen zu haben. Ohnehin nutzt der Großteil der Netzwerker Xing vor allem privat. Die erste Euphorie ist da meist rasch verflogen: Sind die alten Schulkumpel einmal gefunden, kommt schnell das große Schweigen.
Ist Xing also mehr als ein Vertriebs-Booster für Ich-AGs? Lohnt sich die Mitgliedschaft für Manager überhaupt? Und wenn ja: Wie lässt sich das Netzwerk am besten nutzen?
Thorsten Hahn hat eine Banklehre gemacht, BWL studiert und als Vertriebstrainer gearbeitet. Der 40-Jährige hat fast 20.000 Kontakte, mehr als jeder andere im Netzwerk. Thorsten Hahn ist Mister Xing. Hahns Banking-Club zählt mehr als 25.000 Mitglieder und ist eine der größten Xing-Gruppen. Hahn nutzt das Forum als Rekrutierungsbecken für seinen eigenen Branchenclub - der aber kostenpflichtig ist. Mithilfe seines gut gefüllten Adressbuchs auf Xing kann er jemandem zum neuen Job oder zum Geburtstag gratulieren - und so seine Kontakte pflegen, die sich dann irgendwann vielleicht im echten Hahn-Club anmelden.
Problem: Masse statt Klasse
Lektion 1: Business-Plattformen sind ein sich selbst aktualisierendes Adressbuch. Solange alle ihr Profil pflegen, ist die Online- der Papiervisitenkarte deutlich überlegen. Der Vorteil der Ansprache im Xing-Club (Hahn: "Lauwarmakquise"): "Wer sich hier registriert, bekundet damit seine Bereitschaft, angesprochen zu werden", sagt Hahn, "es ist wie bei einer Singlebörse: Da wissen die Leute auch, auf welches Spiel sie sich einlassen."