Netzwerke

Falsch verbunden

17.09.2007
Von Klaus Werle und Sven Böll

"Wir bringen die relevanten Leute schneller zusammen, damit sie effizienter Geschäfte machen können", sagt Hinrichs. Bald würden Hunderte Topjobs und Mega-Aufträge täglich auf dem virtuellen Xing-Marktplatz vergeben, jubelten die Zeitungen, als der 30-Jährige seine Idee präsentierte. Ob Akquise, JobsucheJobsuche oder Expertenaustausch - in der Theorie ist die Xing-Welt eine Welt der grenzenlosen Chancen. Alles zu Jobsuche auf CIO.de

Die Realität allerdings ist weniger glamourös. Gerade für Führungskräfte entpuppen sich die elektronischen Kontaktbörsen häufig als potemkinsche Online-Dörfer. Mag sein, dass sich unter den zwei Millionen Profilen einige Vorstände und Geschäftsführer finden - doch in der Masse der Studenten, selbstständigen Präsentationsoptimierer und Webdesign-Assistenten fallen sie kaum auf. In Umfragen gab nur ein kleiner Teil der Nutzer an, bisher greifbare Gewinne aus Xing-Aktivitäten gezogen zu haben. Ohnehin nutzt der Großteil der Netzwerker Xing vor allem privat. Die erste Euphorie ist da meist rasch verflogen: Sind die alten Schulkumpel einmal gefunden, kommt schnell das große Schweigen.

Ist Xing also mehr als ein Vertriebs-Booster für Ich-AGs? Lohnt sich die Mitgliedschaft für Manager überhaupt? Und wenn ja: Wie lässt sich das Netzwerk am besten nutzen?

Thorsten Hahn hat eine Banklehre gemacht, BWL studiert und als Vertriebstrainer gearbeitet. Der 40-Jährige hat fast 20.000 Kontakte, mehr als jeder andere im Netzwerk. Thorsten Hahn ist Mister Xing. Hahns Banking-Club zählt mehr als 25.000 Mitglieder und ist eine der größten Xing-Gruppen. Hahn nutzt das Forum als Rekrutierungsbecken für seinen eigenen Branchenclub - der aber kostenpflichtig ist. Mithilfe seines gut gefüllten Adressbuchs auf Xing kann er jemandem zum neuen Job oder zum Geburtstag gratulieren - und so seine Kontakte pflegen, die sich dann irgendwann vielleicht im echten Hahn-Club anmelden.

Problem: Masse statt Klasse

Lektion 1: Business-Plattformen sind ein sich selbst aktualisierendes Adressbuch. Solange alle ihr Profil pflegen, ist die Online- der Papiervisitenkarte deutlich überlegen. Der Vorteil der Ansprache im Xing-Club (Hahn: "Lauwarmakquise"): "Wer sich hier registriert, bekundet damit seine Bereitschaft, angesprochen zu werden", sagt Hahn, "es ist wie bei einer Singlebörse: Da wissen die Leute auch, auf welches Spiel sie sich einlassen."

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