Strategien


Soziales Netzwerk im Test

Google+ gegen Facebook

Thomas Pelkmann ist freier Journalist in München.

Die Fachwelt nimmt Google+ dankbar auf: "Das bessere Facebook" titelt die Chip. Das Hamburger Abendblatt freut sich und keilt zugleich gegen Facebook: "Mit Google+ keine versehentlichen Partys mehr". Die Fachzeitschrift w&v lässt sich darüber aus, "warum Google+ überzeugt". Die Kollegen von der US-amerikanischen PCWorld finden gleich neun Gründe für den Wechsel von Facebook zu Google+. Und der WDR behauptet keck: "Google verbessert Facebook".

Kritik an Facebook

Das große Wohlwollen gegenüber Google+ hängt wohl auch mit der Kritik an der Datenkrake Facebook zusammen, die erst jüngst mit der Gesichtserkennung erneut in negative Schlagzeilen geraten ist. IDC-Analystin Alys Woodwards bremst die Euphorie dennoch: "Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen", meint sie in ihrem Blog und erinnert an 2005, als Google seinen Online-Mail-Service Googlemail startete.

Damals sei ein Aufschrei durchs Internet gegangen, weil Google die Mails mit Schlüsselwörtern durchsucht, um passende Werbung platzieren zu können. Nichts anderes macht im Prinzip Facebook. Weder Google noch Facebook sollten übereinander lästern, wenn es um Privatsphäre im Netz geht, so Woodwards. Beide sammeln und nutzen private Daten, um Umsätze zu generieren.

Die Hamburger Rechtsanwältin Nina Diercks setzt sich in ihrem Blog Social-Media-Recht mit den Nutzungs- und Datenschutzbestimmungen von Google+ auseinander, um das Firmenmotto "Don’t be evil" zu hinterfragen. "Kurz und knapp", schreibt sie: "Damit fühlt man sich doch schon wesentlich wohler als bei denen von Facebook". Die Inhalt- und Verhaltensrichtlinien von Google+ seien letztlich nicht zu beanstanden. Zwar lässt sich auch Google von seinen Nutzern "die notwendigen, nicht-ausschließlichen und weltweiten, zeitlich unbegrenzten Rechte" an den eingestellten Inhalten einräumen.

Anders als Facebook verpflichtet sich Google aber, "diese Inhalte ausschließlich zum Zweck der Erbringung des jeweiligen Dienstes und lediglich in dem dafür nötigen Umfang zu nutzen". Google, schließt Diercks daraus, erhalte damit also nicht das Recht, jedes Bild und jeden Text selbst verwenden zu dürfen.

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