Norddeutsche Affinerie
Governance aus einem Guss
So produzieren die Hüttenwerke Kayser (Lünen in Westfalen) wie die Norddeutsche Affinerie Kupfer und haben deshalb eine sehr hohe strategische Bedeutung für den Konzern. Aus diesem Grund verschmolzen die Hüttenwerke geschäftlich zu 100 Prozent mit der NA. Zugleich bedeutete dies für die IT eine komplette Migration des ERP-Systems auf das NA-System.
Im August 2003 begannen Conrath und Meyer damit, innerhalb von sechs Wochen die Geschäftsprozesse der einzelnen Gesellschaften zu durchleuchten und eine Applikationsstrategie zu entwickeln. Conrath und Meyer fragten bei ihrer langen Roadshow durch die Gesellschaften nicht nur nach Key-Usern und ProzessOwnern. Zugleich machten sie den Beteiligten auch immer klar, dass sie immer die zentrale IT fragen mussten, wenn sie ein IT-Projekt anstoßen wollten.
Doch Besuche alleine reichten den Tochtergesellschaften nicht, wenn sie etwas durchsetzen wollten. Bisher entschieden die Firmen des Hamburger Kupferproduzenten in den meisten Fragen autark. Mit der - meist zu späten - Kritik an den Entscheidungen fing sich die Konzern-IT höchstens den Ruf des Blockierers ein. Um mit starkem Rückgrat aufzutreten, bedurfte es erst einschneidender organisatorischer Änderungen.
Vorstandschef stärkt IT den Rücken
So machte der Vorstandsvorsitzende Werner Marnette als Erstes die IT zur Chefsache. Seitdem berichten Conrath und Meyer direkt an ihn. "Das Ansehen der IT stieg, als Mitarbeiter, Fachabteilungen und die Gesellschaften merkten, dass IT und Vorstand an einem Strang ziehen", stellt Conrath fest. Früher drangen die IT-Leiter in der NA lediglich bis zum Finanzbereichsleiter vor. "Jetzt wissen alle, dass die IT kein Anhängsel der Finanzabteilung mehr ist, sondern eine Steuerungsfunktion im Konzern übernommen hat."
Beim Bedeutungswandel der IT half den IT-Leitern auch die Fürsprache auf oberster Ebene von Basycon-Berater Till Oppermann. Er hatte schon vor vielen Jahren in einem Projekt mit dem Vorstandsvorsitzenden zusammengearbeitet. Zu den organisatorischen Änderungen gehörte auch, dass der IT-Leiter der NA sowie der Hüttenwerke Kayser den Konzern verlassen mussten. So kappte die NA eine Berichtsebene und machte Conrath zur Leiterin ERPERP und Meyer zum Leiter Infrastruktur. Einer allein hätte die Integration nicht schaffen können, denn Conrath wie Meyer verbrachten ein bis zwei Tage pro Woche bei den Töchtern. Conrath nennt noch einen weiteren Vorteil: "Bei internen Verhandlungen tritt man zu zweit stärker gegenüber hartnäckigen Widerständlern auf." Alles zu ERP auf CIO.de