Die Huawei-Story

Huawei auf dem Weg zum globalen IT-Allrounder

02.02.2016
Von Stefan Mutschler

Steiniger Weg in den Enterprise-Markt

Mit der Bildung eines Joint Ventures mit 3Com stieg Huawei 2003 in den Enterprise-Markt ein: Das Portfolio des unter dem Namen H3C firmierenden Unternehmens bestand zunächst aus Netzwerk Interface Controllern (NICs), Switches, Routern und kabellosen Netzwerken (WLAN). Ebenfalls mit dabei waren IP-TK-Anlagen. Über 3Com streckte Huawei seine Fühler auch erstmals in den Security-Markt.

Im Angebot waren die Intrusion Prevention Systeme von Tipping Point, seinerzeit enger Partner von 3Com und ab 2005 im Besitz der Netzwerker. Besonders glücklich war die Allianz jedoch nicht - schon 2006 verkauften die Chinesen ihre 49 Prozent H3C-Anteile zurück an 3Com, die 2010 komplett in den Besitz von Hewlett Packard überging. Erst kürzlich veräußerte HP übrigens seine Tipping Point-Division an Trend Micro.

Huawei indes gründete weitere Joint-Ventures, vor allen in den Bereichen optische Netze und Mobilfunk. Partner waren etwa 2004 Siemens und 2006 Motorola. Über ein Joint Venture mit Symantec erweiterte Huawei 2007 sein Portfolio um weitere Security- und neu auch Storage-Produkte. Anders als beim 3Com-Gemeinschaftsunternehmen H3C strengte Huawei beim Gemeinschaftsunternehmen mit Symantec drei Jahre später den Vollbesitz an. Seit 2011 gehört Huawei-Symantec zu 100 Prozent zu Huawei.

Obwohl Huawei seinen Business-Zweig seit Jahren stark forciert, ist seine Marktbedeutung bislang noch zweitrangig. Für Huawei schlagen seine Umsätze aktuell lediglich mit fünf Prozent zu Buche. Allerdings hat das Unternehmen in den letzten Jahren sehr viel investiert und 2015 eine große Zahl an Highend-Produkten auf den Markt gebracht. Den Schwerpunkt bilden Lösungen, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre IT in die Cloud zu verlagern.

Huawei sieht seine Rolle dabei in erster Linie als Infrastruktur-Provider (Infrastructure-as-a-Service, IaaS). Cloud-Lösungen unterstützt Huawei unter anderem mit drei elementaren Software-Plattformen, darunter Fusionsphere, eine Art Cloud-Betriebssystem. Auf der Hardware-Seite hat Huawei ein sehr umfangreiches Portfolio an Servern, Security-Appliances und Rechenzentrumsausstattung. Den Speichermarkt will Huawei in den nächsten drei Jahren gar mit neuartigen All-Flash-Systemen komplett umkrempeln. Dementsprechend ehrgeizig ist die erwartete Wachstumsrate: 40 bis 50 Prozent sind für den Business-Bereich angepeilt.

Consumer-Markt: Das Ende der Bescheidenheit

Ähnliches gilt auch für den Consumer-Bereich, der allerdings mit gut 11,6 Milliarden Dollar aktuell bereits rund 25 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt. Auch hier konzentrierte sich Huawei lange primär auf den chinesischen Markt, erst seit 2009 ist eine Auswahl von Huawei-Endgeräten in nennenswerter Stückzahl auch außerhalb Chinas im Verkauf. Strategisch besetzte das Unternehmen mit seinen Smartphones, Tablets, UMTS- und später auch LTE-Adaptern und -Routern etc. zunächst den Low-end-Sektor - nicht selten sogar ohne eigenes Branding, sondern als OEM-Hersteller für andere Marken.

Anfang 2013 startete Huawei mit dem Smartphone Ascend P2 auch die groß angelegte, globale Vermarkung von Highend-Geräten unter eigenem Namen, und spätestens seit dem Mobile World Congress (MWC) Anfang 2015 in Barcelona ist klar, dass Huawei zur beliebtesten Consumer-Marke überhaupt werden möchte. Und tatsächlich ist 2015 Huawei der erste Smartphone-Hersteller aus China, der den Meilenstein von 100 Millionen verkauften Smartphones erreicht hat - die Chinesen liegen damit an dritter Stelle hinter Apple und Branchenprimus Samsung. Auf dem MWC 2015 gab das Unternehmen auch seinen Einstieg in den Zukunftsmarkt der Wearables bekannt - flankiert von entsprechenden Neuankündigungen wie etwa Uhren und Headsets mit intelligenten Funktionen für Körperüberwachung und Kommunikation.

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