Warum sich Manager sozial engagieren

"Ich will meine Seele retten"

27.07.2009
Von Eva Müller

Auch Kannefass zögerte lange, ob er über seine Knochenmarkspende reden sollte. Dann aber entschied er pragmatisch: "Ich will mit meinem Bericht Kollegen in anderen Unternehmen anregen, auch bei sich Betriebstypisierungen durchzuführen."

An einer solchen Reihenuntersuchung, in der potenzielle Spender Blut abgeben, das auf eine mögliche Übereinstimmung mit Leukämie-Patienten getestet wird, nahm der Siemens-Manager im Frühsommer 2008 am Standort Duisburg teil. Wenige Wochen später erhielt er die Mitteilung von der DKMS, dass er als "genetischer Zwilling" infrage käme. Nach einer zweiten Untersuchung war klar: Sein Knochenmark passte perfekt zu dem eines Patienten, dessen Leben von einer Transplantation abhing.

"Ich habe nicht eine Sekunde gezögert", erzählt der Familienvater, der selbst schon im engsten Bekanntenkreis die Leukämieerkrankung eines Kindes miterlebte. Am 12. August, dem ersten Tag seines Jahresurlaubs, fuhr ihn seine Frau ins Nürnberger Klinikum Nord: Unterbringung auf der Onkologie, Vollnarkose, Operation, drei Tage in der Klinik. "Ich hatte ziemlichen Respekt vor der Prozedur", gesteht er. Lobt dann aber gleich: "Die DKMS hat mich sehr professionell betreut. Es blieben keine Fragen offen, das hat den Ingenieur in mir beruhigt."

"Wie wenig ich wusste!"

Mit den DKMS-Professionals und dem Duisburger Betriebsarzt Joachim Holzschneider organisiert er nun neue Typisierungen, wirbt etwa in der Firmenzeitung mit seinem eigenen Beispiel. Mit Erfolg: Bereits im November 2008 ließen sich wieder 150 Siemensianer am Ruhrstandort testen - ein weiterer Mitarbeiter hat bereits Knochenmark gespendet.

Was bewegt Manager wie Kannefass, ihre Zeit, ihr Know-how, ja ihre GesundheitGesundheit in den Dienst der guten Sache zu stellen? Um zu den wahren Beweggründen vorzudringen, will zunächst ein schier undurchdringlicher Schutzwall aus Bescheidenheit und Formeln aus Sonntagsreden durchdrungen sein: "Eine Selbstverständlichkeit", "gesellschaftliche Verantwortung", "ich will etwas zurückgeben" oder "das würde doch jeder tun", prasseln die Allgemeinplätze. Top-Firmen der Branche Gesundheit

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