Warum sich Manager sozial engagieren
"Ich will meine Seele retten"
Erst nach einer Weile werden die Töne nachdenklicher. Sätze fallen, die am scheinbar so robusten Selbstverständnis der Wirtschaftselite kratzen, die ohne große Sentimentalität tut, was eben getan werden muss - zum Nutzen des Unternehmens und der Erfolge.
"Ich will meine Seele retten", sagt einer, der nicht zitiert werden will, weil er gerade etliche hundert Mitarbeiter entlassen muss. "Unmenschlich und brutal" erscheint ihm sein eigenes professionelles Verhalten auf der Vorstandsetage. Ohne das Gegengewicht im gesellschaftlichen Engagement würde er gerade in der jetzigen Situation "wohl völlig durchdrehen".
Menschliche Wärme als Heilmittel gegen die beruflich bedingte Kälte auf der Führungsebene. Nähe erfahren, Erdung finden, Sinn stiften - wenigstens eines dieser drei Motive kristallisiert sich im Gespräch mit fast allen Führungskräften heraus, die mit manager magazin über ihre Tätigkeiten in sozialen Stiftungen, Vereinen und Organisationen sprachen.
Wie sehr soziale Arbeit das eigene Leben relativiert, erfuhr zum Beispiel Ulrich Passow (50). "Bevor ich Ioannis kannte, dachte ich auch, die Hartz-Reformen seien für die Betroffenen schon okay", bekennt sich der Chefjustiziar von MTU zu seiner alten, abstrakten Sicht: "Wie wenig ich wusste!"
"Wahnsinnig viel Energie"
An dem begabten Jungen aus ärmsten Verhältnissen sieht er direkt, wie ungleich die Chancen für Kinder in Deutschland verteilt sind. Weil Ioannis mit fünf Geschwistern in einer Drei-Zimmer-Wohnung lebt, konnte er nie in Ruhe lernen. Das Schicksal: Trotz bester Anlagen miese Zeugnisse, voraussichtlich kein Schulabschluss, schiefe Bahn.