Steve Wozniak im Gespräch
"Ich wollte kein Geld verdienen"
Mehr als 40 Jahre nach der Gründung von Apple Computer hat Steve Wozniak eine Menge zu erzählen: Über die Anfänge des reichsten Unternehmens der Welt, über die technologische Vergangenheit und Zukunft - und darüber, zum Entwickler geboren zu sein.
Unsere US-Kollegen hatten im Rahmen der IEEE TechIgnite-Konferenz in Kalifornien die Gelegenheit, ein Gespräch mit der Tech-Legende Steve Wozniak zu führen.
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Wozniak über Open Source
In den 1970ern liest Steve Wozniak über das sogenannte "phreaking", bei dem man sich kostenlose Telefonate durch das elektronische Imitieren des Wählvorgangs erschleichen kann. Um das zu lernen, geht er an den einzigen Platz, von dem er weiß, dass dort Magazine und Bücher über Computer zu finden sind: Das Stanford Linear Accelerator Center. Er marschiert einfach an einem Sonntag durch die Tür. "Die intelligentesten Menschen der Welt schließen ihre Türen nicht ab", weiß Wozniak seitdem.
Eine ähnliche Philosophie führt dazu, dass "The Woz" eine Designidee öffentlich freigibt, aus der später der Apple I werden soll. Nachdem er Pläne von einem Computer gezeichnet hat, den jeder für 300 Dollar selbst zusammenbauen kann, gibt er diese für den "Homebrew Computer Club" - einen Sammelplatz der damaligen PC-Pioniere - frei. Um Copyright macht er sich dabei keine Gedanken, wie er sagt: "Ich habe nicht aus der Motivation heraus gehandelt, ein Unternehmen gründen oder Geld verdienen zu wollen. Ich wollte einfach nur meine Genialität als Entwickler unter Beweis stellen." Sein Freund Steve Jobs - bekanntermaßen kein Entwickler - überredet ihn letztlich dazu, seine Ideen zu monetarisieren.
- Apple II
Der Apple II ist im Jahr 1977 der erste, für den Mainstream konzipierte Personal Computer und tritt die Nachfolge des Bausatz-Computers Apple I an. Für das Design des Apple II zeichnet Steve Wozniak verantwortlich. Der Apple II lehrt einer ganzen Generation die Grundlagen des Programmierens und definiert den Begriff Personal Computer. Gleichzeitig macht das Produkt klar, dass mit Apple zu rechnen ist. Der Apple II wird bis ins Jahr 1993 produziert. - Macintosh
Als Apple 1984 den Mac einführt, rechnet wohl niemand damit, dass damit eines der langlebigsten Produkte im Apple-Portfolio geboren wird. Der Original-Macintosh ist vor rund 30 Jahren der erste Mainstream-Computer mit einer grafischen Benutzeroberfläche und einer Maus als Eingabegerät. - iPod
Direkt nach seinem Release im Jahr 2001 wird der iPod zum neuen Standard, nach dem sich alle Player in der digitalen Musikbranche ausrichten. Gar nicht mal so schlecht für einen Newcomer. Die Kombination aus iPod und dem digitalen Musikshop iTunes macht den Kauf von Musik so einfach wie nie zuvor. So gelingt es Apple, die Konkurrenz - zum Beispiel Sony - aus dem Stand weit hinter sich zu lassen. Die Popularität des iPod legt zudem den Grundstein für die kommenden Erfolge. - iPhone
Die immense Bedeutung des iPhones für die Tech-Branche ist nicht zu bestreiten. Schließlich revolutionierte das Apple Smartphone den Handy-Markt grundlegend und quasi über Nacht. Nebenbei sorgt das iPhone auch dafür, dass das Web mobil wird. Der durchschlagende Erfolg des iPhone macht es bis heute zum wichtigsten und meistverkauften Apple-Produkt aller Zeiten. - Mac OS X
Die Etablierung von OS X markiert im Jahr 2001 eine bedeutende Wende für Mac-User. Das Betriebssystem legt den Grundstein für inzwischen 15 Jahre Software-Entwicklungsarbeit. Jährliche Software-Updates sollen den Mac stets "up to date" und vor allem vor der Konkurrenz halten. Das Prinzip der kostenlosen Software-Updates wird mit OS X etabliert. - Power Mac G4 Cube
"Aussehen ist ja auch nicht alles" - dachten sich wohl auch die Käufer des Power Mac G4 Cube. Als der Computer im Juli 2000 für rund 1800 Dollar auf den Markt kommt, setzt man bei Apple große Hoffnungen in das Gerät. Nur ein Jahr später holt die Realität den Konzern ein: Der Mac G4 Cube wird wegen zu geringer Verkaufszahlen eingestellt. Abgesehen von seinen technischen Features und den stark limitierten Aufrüst-Möglichkeiten macht der G4 in erster Linie durch Sprünge im Gehäuse von sich reden. - eWorld
Bevor das Internet zum globalen Phänomen wird, gibt es lediglich eine Handvoll Online-Services. Einer davon kommt aus dem Hause Apple, trägt den Namen eWorld und bietet seinen Nutzern im Juni 1994 zum Beispiel E-Mail-Services an. Damit tritt das Unternehmen aus Cupertino in Konkurrenz mit Riesen wie AOL, Microsoft und CompuServe. Trotzdem kann man rund 100.000 Abonennten akquirieren, bevor im Jahr 1996 der Vorhang für die eWorld fällt. Die Nutzer werden nach dem Aus übrigens an AOL weitergereicht. - Newton
Manchmal ist man seiner Zeit einfach zu weit voraus. So ist es auch mit dem Newton. Das war eine frühe Version eines PDA, der eine Vorreiterrolle bei der Handschrifterkennung einnimmt. Das ist aber auch schon der einzige Vorteil: Ein schwacher Akku und ein viel zu hoher Preis lassen das Gerät schnell wieder in der Versenkung verschwinden.
Der Einfallsreichtum des Apple-Gründers
Wozniak will nach eigener Aussage nicht nur schon seit jeher Dinge mit so wenig Teilen wie möglich bauen. Am liebsten benutzt er dafür auch noch die billigsten. Nachdem er "phreaking" beherrscht, baut er sich eine Maschine dafür zusammen: "Ich habe mir einen Sack voll zweifelhafter Dioden bei Radio Shack besorgt. Ungefähr die Hälfte davon war kaputt, aber ich wusste nicht welche Hälfte. Wenn ein Ton an meiner Box nicht funktionierte, bin ich zu diesem Typen gegangen, der Musiker war."
Film-Mythen über Steve Jobs
Die frühen Tage von Apple sind längst Stoff für Popkultur-Produkte geworden. Aber nicht alle Geschichten entsprechen der Wahrheit. Zum Beispiel eine Szene in "Jobs" mit Ashton Kutcher, in der Jobs dem Beatles-Fan Wozniak zum ersten Mal Bob Dylan nahebringt. "Ich war derjenige, der Steve Jobs das ganze Zeug von Bob Dylan gezeigt hat", so Wozniak. In der Folge besuchen die beiden Apple-Gründer viele Konzerte gemeinsam und tauschen sich regelmäßig über Songtexte und Platten aus.
Wozniaks Kaffee-Roboter
Wenn er noch einmal jung wäre, versichert Wozniak, würde er sich ganz der Robotik widmen. Er würde einen Roboter designen, der wirklich überall die nächste Küche findet, um Kaffee zu kochen. Einer Übernahme der Weltherrschaft durch Maschinen sieht Wozniak hingegen eher gelassen entgegen: "Langsam wird die Richtung, in die sich Roboter entwickeln, schon etwas gruselig, aber es wird noch eine lange Zeit dauern, bis die Maschinen uns übertreffen. Sie brauchen uns", prophezeit der Apple-Mitbegründer.