Infineon

In aller Feindschaft

11.02.2008
Von Eva Müller und Ursula Schwarzer

Selbst die Bereinigung des Portfolios kommt lediglich in Trippelschritten voran. Ziebart verabschiedete sich von Projekten, die Aufwendungen verursachten, ohne einen Cent Umsatz einzubringen. Er machte die defizitäre Fabrik in Perlach dicht, schloss oder verkaufte mehrere unprofitable Randbereiche und trennte sich von dem Produktions-Joint-Venture Altis. So verschwanden Erlöse von rund 100 Millionen Euro aus den Büchern, kümmerliche 1,3 Prozent vom Gesamtumsatz.

Ein echter Befreiungsschlag sollte mit dem Börsengang der Speichertochter Qimonda gelingen. Aber auch dieses Vorhaben stand unter keinem guten Stern. Die Trennung der Speicher (48 Prozent des Infineon-Umsatzes) von den Logikbausteinen war erforderlich, weil die beiden Bereiche auf unterschiedlichen Geschäftsmodellen beruhen. Bei Speichern kann nur punkten, wer die modernsten Fabriken betreibt. Bei den Logik-Chips zählt mehr die gemeinsame Entwicklungsarbeit mit den Auftraggebern. Ausrichtung am Kunden hier und Technikorientierung dort behinderten sich gegenseitig.

Speicherhersteller Qimonda: Produktionskosten zu hoch

Deshalb hatte bereits Schumacher die Investmentbank Goldman Sachs mit der Vorbereitung des Speicherbörsengangs beauftragt. Als Kley im März 2004 kommissarisch die Infineon-Leitung übernahm, stoppte er das Vorhaben. Sechs Monate lang geschah nichts. Dann kam Ziebart vom Automobilzulieferer Continental, ein Branchenfremder, der sich erst einmal in die Halbleiterwelt einarbeiten musste. Mithin verstrichen weitere 14 Monate, bis der Aufsichtsrat im November 2005 die Ausgliederung der Speicher beschloss.

Als Qimonda im August 2006 an die New Yorker Stock Exchange ging, lag der jüngste Speicherboom gerade ein halbes Jahr zurück. Die Preise waren im Keller, und die Investoren hatten die Lust auf Chipaktien verloren. Unter Buchwert schlug Ziebart damals 14 Prozent der Papiere los. Im September dieses Jahres gab er weitere 8,5 Prozent ab.

Seit der Bekanntgabe der Zahlen für das verheerende dritte Quartal (Ende: 30. Juni 2007), als ein Preissturz bei Speichern um 60 Prozent der Firma einen Verlust von 323 Millionen Euro bescherte, notiert die Aktie sogar unter dem Ausgabekurs. Offenbar sehen die wenigsten Anleger eine Lösung für die drei gravierenden Probleme, unter denen Qimonda leidet: Die Technologie ist nicht in allen Bereichen auf dem neuesten Stand, der Produktmix stimmt nicht, und die Kosten sind zu hoch.

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