Infineon

In aller Feindschaft

11.02.2008
Von Eva Müller und Ursula Schwarzer

Kontraproduktiv war auch das Festhalten an Fischl. Der hat vor mehr als 40 Jahren bei Siemens als Stammhauslehrling angefangen und sich - ohne Studium - in die Top-Etage vorgearbeitet. Heute verantwortet der betont korrekt auftretende Fischl bei Infineon die FinanzenFinanzen, er fungiert als Arbeitsdirektor und unterhält gute Verbindungen zum Betriebsrat sowie zu den Belegschaftsvertretern im Aufsichtsrat. Obendrein leitet er das Kontrollgremium der Speichertochter Qimonda . Top-Firmen der Branche Finanzen

Trifft sich das fünfköpfige Infineon-Leitungsgremium im fensterlosen Konferenzsaal der neu erbauten Münchener Campeon-Zentrale, schwingt Fischl das Zepter. Er fällt seinem Chef Ziebart nicht selten rüde ins Wort, verwirft dessen Vorschläge. Die restlichen Vorstände halten meist zu Fischl, denn er erspart ihnen mit seiner Blockadepolitik schmerzhafte Einschnitte.

Infineon-Finanzchef schasst neuen Finanzvorstand

Statt Fischl in seine Grenzen zu weisen, versucht der harmoniebedürftige Ziebart seine Ideen mit sanfter Beharrlichkeit durchzusetzen. Insgeheim hat er wohl immer wieder gehofft, das Problem werde sich von selbst lösen. Schließlich hatte Fischl schon 2005 seinen Rückzug angekündigt. Das Kalkül ging nicht auf. "Als Ziebart das letzte Mal die Nachricht erreichte, dass sich Fischl wieder fürs Bleiben entschieden hatte, streifte er zehn Minuten lang schweigend durch sein Büro; das ist für ihn der höchste Ausbruch an Emotionalität", höhnt ein ehemaliger Infineon-Manager.

Im Mai dieses Jahres war es dann endlich so weit: Mit Rüdiger Günther (49) zog ein neuer Finanzvorstand bei Infineon ein - außer Ziebart der einzige Nicht-Siemensianer weit und breit. Doch der forsche Westfale eckte gleich in den ersten Wochen an. Die unbequemen Fragen, die Günther zur Bilanzierungspraxis stellte, missfielen Fischl, der nach seiner Verabschiedung weiter im Hintergrund agierte. Seine Getreuen hielten ihn laufend auf dem neuesten Stand und lieferten ihm alle Informationen frei Haus.

Nach drei Monaten war der Spuk vorbei. Kley bugsierte den Störenfried, der sich wie jüngst bekannt wurde mit einer Abfindung in Höhe von 1,2 Millionen Euro trösten konnte, aus dem Unternehmen. Wie schon bei Schumacher fühlten sich einige Kontrolleure vom Aufsichtsratschef mit der Personalie überrumpelt. Dresdner-Bank-Vorstand Stefan Jentzsch (47) legte empört sein Mandat nieder. Erneut beherrschte der Chip-Konzern die Schlagzeilen.

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