Leistungssport als Managerschule

"Irgendwer ist immer besser als Du"

15.03.2010
Von Eva Buchhorn

Sommers rudern, winters Rugby

Für eine Profi-Karriere hat es nicht gereicht, für ein paar tiefempfundene Wahrheiten über die lehrreiche Wirkung des Sports allemal. Was er damals auf roter Asche gelernt habe? Erstens: "Irgendwer ist immer besser als Du." Das kann wehtun, vor allem einem Teenager, aber es schenke auch Gelassenheit: Er müsse seither auch beruflich nicht den "Käptn Unbesiegbar" mimen, der permanent Stärke symbolisieren und Bewunderung einheimsen wolle, meint Althaus. Statt Perfektionswahn treibe ihn ein "gesundes Gefühl für meine Fähigkeiten" an.

Zweitens: "Verantwortung für eigene Fehler zu übernehmen." Nach verlorenem Match über den schmerzenden Arm zu jammern, den Schläger durch die Gegend zu feuern oder dem Gegner am Netz nicht die Hand geben zu wollen, ist memmenhaft und unsportlich. Drittens: "Um die Big Points kämpfen." Gegen wechselnde Gegner sein Spiel durchbringen, gegen alle Hindernisse. In seinem Job versucht Deutsch-Kanadier Althaus, das blaue Logo der Allianz-Versicherung weltweit zu verankern, in unterschiedlichen Kulturen und sich stetig verändernden Märkten. Wenn er sagt, das funktioniere nur mit der Bereitschaft "zum täglichen Lernen", so klingt das nach gewöhnlichem Managersprech.

Wieviel plastischer wird es in der Analogie zum Tennis! Wenn ich einen Ball (ein Projekt) durchbringen will, muss ich Taktiken entwickeln. Kann ich meinem Gegner den Aufschlag abnehmen (seinen Widerstand brechen)? Ermüde ich ihn mit langen Bällen (trage meine Ideen immer wieder vor und werbe um Mitstreiter) oder mache den Punkt mit einem Volley am Netz (gehe direkt zum Vorstand), riskiere dabei aber meine Deckung (Projekt abgeschmettert)? Zugegeben, den langen Atem, die Frustrationstoleranz, den Umgang mit Niederlagen kann auch lernen, wer angeln geht oder Brieftauben züchtet. Wenn er es lernen will. Leistungssportler müssen es lernen. Sonst dürfen sie nicht mehr mitspielen.

Sport kann auch einfach eine Mordsgaudi sein

Der sportliche Wettkampf als Probe für die Ernstfälle des Lebens - spätestens hier ist zu ergänzen, dass Sport auch einfach eine Mordsgaudi sein kann. Selbst im gesetzten Alter von über 40, vorausgesetzt der Ausübende beherrscht sein Metier. Ums 40. Lebensjahr herum beginnt ja die Zeit, in der Thekenmannschaften und Betriebssportfeste mitunter Lebensgefährliches bewirken: die Muskeln kalt, die Fähigkeiten medioker, landet mancher frohgemute Sportsfreund im Krankenhaus.

Althaus hingegen hat inzwischen in München wieder ein paar Tennis-Kumpels aus Wettkampftagen um sich versammelt. Nach Feierabend schlagen sie sich die Volleys um die Nase, die Tugend der Mäßigung ist bei solchen Sessions ausgesperrt: "Es wird draufgehauen, wie früher." Gemeinsames Schwitzen, Leiden, Jubeln kann Freundschaften stiften, die ein Leben lang halten. Götz Werner, der Gründer der Drogeriemarkt-Kette dm, hat mit seinem früheren Ruderpartner Günter Bauer sogar sein Unternehmen aufgebaut.

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