Leistungssport als Managerschule
"Irgendwer ist immer besser als Du"
Es ist schön, der Beste zu sein
Student und Wasserballer war er, Torschützenkönig sogar, beim Spitzenverein Spandau 04. Das Wasser um die 15 Grad kalt, die Bälle schlecht gewachst und meist bleischwer, die Augen rot vom Chlor. Seine Strategie für den Torwurf ist ihm heute noch präsent: "Sie müssen auf die Stirn des Torwarts zielen." Weicht er aus, ist das der Punkt. Und jeder Sieg war ein Hochgefühl: "Es ist schon schön, der Beste zu sein."
Erfolgreich betriebener "Kampfsport" (Körber) wie Wasserball hebt anscheinend das Selbstbewusstsein, und das ist ja schon mal nicht unwichtig im Topmanagement. Ein 1,60 großer Turner als Lenker eines Dax-Konzerns ist rein optisch nicht vorstellbar und auch nirgends nachgewiesen. Hingegen: Feste druff ist gut für Image und Selbstwertgefühl. Im Wasserball habe er zudem früh gelernt, dass "Anstrengung und harte Arbeit zum Erfolg führen", meint Körber. Auch später hat er sich nie auf Glück oder Genie verlassen, sondern trainiert, was sich trainieren ließ: die große Rede auf der Hauptversammlung, den "aggressiv-gelassenen" Auftritt vor Publikum. Diverse "Schlachten" entschied er für sich, gegen missliebige Chefs und Aufsichtsräte. Kämpfen geriet bei Körber, dem früh Kampferprobten, zur Lebenshaltung.
"If you lose, don't lose the lesson"
Im Leistungssport ließen sich eben idealtypisch die "außergewöhnlichen Anforderungen meistern, die auch der Managerjob mit sich bringt", sagt Hans Eberspächer. Der bekannte Sportpsychologe und Berater von Profisportlern wie Unternehmen hat diverse Analogien zwischen der Welt der Athleten und des Kapitals entdeckt. In beiden Bereichen, meint Eberspächer, werden hohe Anforderungen jenseits der Routine gestellt: "Es gilt unter Wettbewerbsdruck und den Augen einer kritischen Öffentlichkeit anspruchsvolle Ziele anzusteuern, obwohl im Falle eines Misserfolgs schädigende Konsequenzen drohen. Oft hat man keine Chance eines zweiten Versuchs."
Sich beweisen müssen unter den Augen kritischer Zuschauer, das beschreibt auch Steven Althaus (41) als eine der prägendsten Erfahrungen seiner Leistungssportler-Zeit. Althaus, smart, eloquent, schnelldenkend, führt heute das globale Markenmanagement der Allianz. Seine Jugend kannte zwei Pole: "Schule und Tennis." Boris Becker hatte gerade zum ersten Mal Wimbledon gewonnen und dem deutschen Tennissport ein weltweit bekanntes Idol beschert, als auch der junge Althaus im Tennisclub Rot-Weiss Gießen wie besessen trainierte.
Am Wochenende wurden Turniere gespielt, unter der Woche fuhr seine Mutter das junge Talent drei Mal pro Woche ins Leistungszentrum nach Offenbach. Sechs Stunden verbrachte man auf dem Platz, zum Abschluß verlangte der Trainern seinen Schützlingen die "kleine" (selten) oder die "große" (fast immer) Konditionsrunde im Offenbacher Stadtwald ab. Sein Waterloo erlebte er mit zarten 13 Jahren bei den Westdeutschen Meisterschaften. Auf der anderen Seite des Netzes tänzelte der Lokalmatador, die gesamte Zuschauerriege feuerte ihn an. "Erschrocken" war der kleine Althaus, das Match hat er verloren, den Sport aufgegeben hat er nicht: "If you lose, don't lose the lesson." Im selben Jahr noch wurde Althaus Vizemeister bei den Hessen-Junioren.