Anbieter kassieren 20 Prozent Wartungsgebühren für selbst produzierte Fehler
IT-Chef Banque LBLux: "Die IT-Industrie ist unreif"
Herr Roeltgen, sicher kennen Sie das: Sie wollen ein Computerprogramm aufrufen, und auf dem Bildschirm erscheint eine Fehlermeldung. Geben Sie in solchen Momenten dem Hersteller des Programms die Schuld? Oder suchen Sie den Fehler bei sich selbst?
Ich habe täglich mit solchen Programmen zu tun. Deshalb suche ich den Fehler nicht bei mir. Ich denke vielmehr an Bill Gates und Konsorten und daran, dass irgendwo in deren Konzern etwas schiefgelaufen ist.
Allerdings wird jemand, der beruflich nichts mit IT zu tun hat, als Erstes denken: "Welches Knöpfchen habe ich falsch gedrückt? Was habe ich falsch gemacht?"
Sollte der Nutzer den Fehler bei sich suchen?
Roeltgen: Nein. Eine Software muss so programmiert sein, dass sie nicht abstürzt. Aber das ist die Schwäche vieler Programme: Sie werden nicht ausreichend getestet. Die Hersteller gehen einfach davon aus, dass der Nutzer das Programm oder sogar den Rechner nochmal startet und darauf hofft, dass es beim nächsten Mal besser läuft. Und tatsächlich hilft das ja auch meistens.
Kann der Hersteller diesen Frust vermeiden?
Ja, aber genau das ist das Problem. Die IT-Industrie ist unreif. Das Thema Qualität spielt bei der Softwareentwicklung eine untergeordnete Rolle. Es geht in erster Linie darum, neue Funktionalitäten schnell auf den Markt zu bringen, um sie schnell zu verkaufen. Wenn dann Fehler auftauchen, profitieren die Hersteller ja nur davon: Sie kassieren von den Kunden obendrein 20 Prozent Wartungsgebühren - für die Fehler, die sie selbst erzeugt haben.