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Corona-Nachrichten für die ITK-Welt
Mittwoch, 15. April
Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel heute Nachmittag in einer Videokonferenz mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer spricht, dürfte es nicht einfach werden, eine gemeinsame Linie zum weiteren Vorgehen in der Corona-Krise zu finden. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hatte zwar einen Konsens Bundesländer gefordert, vor allem in der Schulpolitik dürfe es keine Alleingänge geben. Doch seine Schulministerin Yvonne Gebauer kündigte schon mal an, die Schulen nach den Osterferien schrittweise wieder zu öffnen - vor allem, um Prüfungen zu ermöglichen. Familienminister Joachim Stamp). Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte
Nach einem abgestimmten Vorgehen hört sich das nicht an, und so lehnte der bayerische Landesvater Markus Söder eine Öffnung der Schulen direkt nach den Osterferien gleich einmal ab. Er sei "sehr zurückhaltend bei Schulen", sagte Söder dem ZDF, skeptisch sehe er auch den Vorschlag der Leopoldina, Grundschulen zuerst zu öffnen, weil kleine Kinder sich kaum an Hygienevorschriften halten könnten. "Bei den Abschlussprüfungen, glaube ich, kann man großzügig sein, denn die Schülerinnen und Schüler brauchen ja einen Abschluss auch für den weiteren Berufsweg", sagte Söder in den ARD-Tagesthemen. Hier ließen sich auch Schutzmaßnahmen deutlich besser organisieren. Die Politik solle aber generell auf die Warnungen der Pädagogen vor zu frühen Schulöffnungen hören. Unterdessen will Baden-Württemberg seine Schulen frühestens am 27. April wieder nach und nach öffnen.
Lieber Abstand von Joggern und Radlern halten
Ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft ist kein Problem, sagen die Ärzte. Mit genügend Sicherheitsabstand (1,5 Meter) könne nichts passieren. Inzwischen ist laut "Wired" aber eine Diskussion darüber entbrannt, ob diese Social Distance auch für Jogger und Fahrradfahrer ausreicht. Nach vorläufigen Untersuchungen des niederländischen Wissenschaftlers Bert Blocken von der Technischen Universität in Eindhoven führen aerodynamische Effekte dazu, dass - möglicherweise infektiöse - Tröpfchen vor allem im Windschatten eines Läufers oder Radfahrers Überholte und Verfolger noch in einer viel größeren Entfernung erreichen können. Die Wissenschaftler geben keine Empfehlungen zu irgendwelchen Maßnahmen ab, halten ihre Ergebnisse aber doch für so wichtig, dass sie diese veröffentlichen, noch bevor sie bestätigt und in einem der Wissenschaftsmagazine abgedruckt wurden.
Dienstag, 14. April
die Nationale Akademie der Wissenschaften - Leopoldina hat vorgeschlagen (PDF), die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie "allmählich" zu lockern. Es gelte jetzt, Strategien für die Rückkehr in die Normalität zu entwickeln - auch wenn die Eindämmung der Pandemie weiterhin Priorität haben müsse. Anstatt zu stark auf Regeln und Sanktionen zu setzen, sei es besser, die Menschen aufzuklären und ihre intrinsische Motivation zu fördern, sich richtig zu verhalten.
Die Akademie empfiehlt, die Schulen schrittweise wieder zu öffnen und dabei mit den jüngeren Klassen (Grundschulen, Sekundarstufe I) zu beginnen, die auf persönliche Anleitung und Unterstützung stärker angewiesen seien als die älteren Schüler (Sekundarstufe II). Teenager könnten mit digitalem Fernunterricht besser fertigwerden. Kindertagesstätten sollten ihren Betrieb allenfalls eingeschränkt wieder aufnehmen, da kleinere Kinder sich nicht an die gebotenen Distanzregeln halten könnten. An den Universitäten und Hochschulen solle das laufende Semester weitgehend als Home-Learning-Semester zu Ende geführt werden.
Geschäfte, Restaurants und Behörden sollen langsam wieder öffnen
Die Leopoldina rät außerdem, den Einzelhandel und das Gastgewerbe sukzessive wieder zu öffnen, außerdem könne der behördliche Publikumsverkehr langsam wieder anlaufen. Wenn sich die Menschen an Distanz- und Hygieneregeln hielten, könnten auch dienstliche und private Reisen unternommen werden. In bestimmten Bereichen, insbesondere in öffentlichen Verkehrsmitteln, müsse das Tragen einer Gesichtsmaske Pflicht werden. Kulturelle und sportliche Veranstaltungen sollten nach und nach wieder ermöglicht werden, viel hänge davon ab, ob eine räumliche Distanz möglich sei. Mit repräsentativen Tests geeigneter Bevölkerungsgruppen sollten Infektions- und Immunitätsstatus in der Bevölkerung erhoben werden. Es gelte, den realen Anteil Infizierter, Erkrankter, Verstorbener und immuner Personen zu ermitteln und Infizierte unter Quarantäne zu stellen.
Digitale Technologien spielen in den Empfehlungen der Wissenschaftler eine zentrale Rolle. So müsse der Prozess der Datenerfassung, Datenaufbereitung, Standardisierung und Integration in prognostische Modelle beschleunigt werden. "Statistische oder mechanistische, dynamische computergestützte Modelle können hierfür auf Basis valider Fallzahlen und anderer relevanter Datenquellen (Mobilität, Demographie, etc.) verlässlichere Kurzzeitprognosen (mit entsprechenden Fehlerbereichen) ermöglichen. So können potentielle Szenarien für längere Zeiträume verglichen werden."
Echtzeitdaten können helfen
Um die Wirkung politischer Maßnahmen zum Beispiel auf Landkreis- oder Bezirksebene zu berechnen, sei es erforderlich, auch Echtzeitdaten in die Modelle einfließen zu lassen. Hierzu gehören nicht nur epidemiologische Daten, sondern auch "populationsaggregierte Daten" bezüglich Mobilität und Kontaktnetzwerken. Traditionelle epidemiologische Melde- und Monitoringsysteme, die heute nur mit erheblicher Zeitverzögerung und lückenhaft Daten lieferten, müssten durch innovativere Methoden aus der digitalen Epidemiologie ergänzt werden.
Den Wissenschaftlern zufolge sind die derzeitigen Ansätze zur digitalen Datenspende nützlich. Auch könnten bundesweite Umfragen per Smartphone-App Daten zum aktuellen Gesundheitszustand der Bevölkerung beziehungsweise zu Krankheitsverläufen liefern. Datenspenden sollten durch breite Medienkampagnen begleitet werden, die ihren gemeinnützigen Charakter vermitteln. Schon existierende oder in der Entwicklung befindliche Projekte dieser Art in der eHealth-Startup-Szene sollten identifiziert und koordiniert werden.
Datenschutzregeln für Ausnahmesituationen anpassen
Angesichts der Erfahrung der derzeitigen Pandemie sollten laut Leopoldina europaweit die Datenschutzregelungen für Ausnahmesituationen überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Bürger müssten personalisierte Daten freiwillig bereitstellen können, beispielsweise Bewegungsprofile (GPS-Daten) in Kombination mit Contact-Tracing.
Zoom will Daten nicht mehr über chinesische Server routen
Der populäre Videokonferenz-Dienst Zoom bietet zahlenden Kunden vom 18. April an die Möglichkeit selbst zu entscheiden, über welche weltweiten Rechenzentren ihre Anrufe geroutet werden sollen. Damit reagiert das Unternehmen auf einen kritischen Bericht des Citizen Lab der Universität Toronto, demzufolge Zoom einige Anrufe über Server in China verschlüsselt hat, auch wenn sich die beteiligten Personen nicht in China aufhielten. Zoom-Chef Eric Yuan begründet das damit, dass in der COVID-19-Pandemie in kurzer Zeit sehr viel mehr Serverkapazität benötigt worden sei, weshalb Zoom seine Geofencing-Best-Practices nicht vollständig habe implementieren können.
In einem Blog-Post schreibt Zoom, zahlende Kunden hätten künftig die Möglichkeit eine Region abzulehnen, sofern es nicht per Default die eigene Region sei. Zoom betreibt Data Centers in Australien, Kanada, China, Europa, Indien, Japan/Hong Kong, Lateinamerika und den USA. Nutzer, die den kostenlosen Service von Zoom benutzen, können über das Daten-Routing nicht selbst entscheiden, ihre Daten werden aber laut Zoom grundsätzlich nicht durch chinesische Rechenzentren geleitet.