Analysten-Kolumne
IT zwischen Offshore und "Inhouse"
Auf der einen Seite des Spektrums nutzen fortschrittliche Unternehmen diese Chance und lagern sinnvolle Arbeitspakete an Drittanbieter aus. Bestmögliche Konditionen realisieren sie dabei durch den Einkauf von Standardleistungen und die Bündelung von Bedarfsmengen. Bei der Identifikation von für sie relevanten Arbeitspaketen nutzen sie Service-Portfolios, die neben dem Produktkatalog (Kundenperspektive) auch die Leistungskomponenten (Beschaffungs- bzw. Produktionsperspektive) umfassen.
Analog zur Automobilindustrie, wo mehrere Modelle eines Herstellers durchaus identische Komponenten wie Motor, Getriebe oder auch die Bodengruppe nutzen, kommt es auch in der IT zunehmend darauf an, die Produktionskosten durch einen modularen und serviceorientierten Ansatz weiter zu senken. Bei der Beschaffung machen sich diese Unternehmen den globalisierten Markt zunutze und kaufen oder erbringen IT-Leistungen in jeweils den Ländern, die für eine bestimmte Aufgabe die optimalen Rahmenbedingungen liefern ("Rightshoring").
Auf der anderen Seite des Spektrums stehen Unternehmen, die nach wie vor über Anreizstrukturen verfügen, die die Eigenfertigung systematisch dem Fremdbezug vorziehen. Das kann beispielsweise an der Entlohnung von Führungskräften nach der Größe der Abteilung liegen oder an der Verwendung von Kennzahlen, die sich an der internen Ressourcenauslastung, aber nicht an Deckungsbeiträgen orientieren. Diese Unternehmen produzieren IT-Leistungen meist zu deutlich höheren Kosten, da sie historisch gewachsene Strukturen nicht aufgebrochen haben.
Dort wo IT-Leistungen gezwungener Maßen aus dem eigenen Unternehmen bezogen werden müssen sind den Geschäftsverantwortlichen die Hände gebunden. Sie müssen die oft im Vergleich zur Konkurrenz höheren IT-Kosten schultern und dennoch im Wettbewerb bestehen.