Veredelung von Luxusuhren
Kleine Kunstwerke auf dem Ziffernblatt
Nicht nur in Sachsen schmücken die Uhrmacher neuerdings ihre Preziosen wieder gern mit Zifferblättern aus Künstlerhand. Erst recht in der Gegend um Genf, dem Weltzentrum der mechanischen Zeitmesserproduktion, werden wieder mehr Uhren mit handgemalten Verzierungen versehen.
Die Unternehmen mit den großen Namen der Horlogerie, wie das Gewerbe dort heißt, entsinnen sich ihrer künstlerischen Geschichte - ausgebreitet übrigens in prachtvollen Firmenmuseen - und holen fast vergessene Techniken aus ihren Nischen. So treiben sie nebenher eine Art technologischen Artenschutzes - sie bewahren klassische Handwerkskünste vor dem Aussterben.
Aber die Rückbesinnung aufs Gemalte ist auch der Krise geschuldet: Auf diesem Wege können dem Liebhaber Uhren in kleinen Auflagen angeboten werden, die zwar sehr exklusiv sind, aber zumeist unkomplizierte Werke besitzen. Und deshalb zu günstigeren Preisen als große Komplikationen angeboten werden.
Drei Monate Arbeit an einem Zifferblatt
Und so erfreut sich das alte Uhrenkunstgewerbe einer zarten Blüte. Bei Breguet etwa, hoch oben in Le Sentier im Jura, wird die Guillochiertechnik gepflegt, die der Namensgeber vor rund 300 Jahren entwickelte. Auch das Skelettieren - das kunstvolle Freilegen der kostbaren Uhrwerksinnerei - ist wieder en vogue. Bei Patek Philippe werden Zifferblätter nach alter Väter Sitte guillochiert und emailliert. Und Vacheron Constantin, die älteste Traditionsmarke der Spitzenuhrmacherei und bereits im Manufakturkapitel des "Kapitals" von Karl Marx (wohlwollend!) erwähnt, gönnt sich am neuen Firmensitz im Genfer Norden eine eigene Zierabteilung mit Namen "Métiers d'Art".
"Von Anbeginn gab es bei uns Zifferblätter, die emailliert, graviert und guillochiert sind", sagt Juan-Carlos Torres, CEO bei Vacheron. "Uhren, die nur Stunden und Minuten anzeigen, sind uns nicht genug. Wir wollen etwas Besonderes liefern." Gleich neben dem Entree links in dem futuristischen Gebäude auf der grünen Wiese hat die kleine Kunstabteilung ihren Sitz. Zwölf Leute arbeiten hier, um durchschnittlich 60 Uhren im Jahr zu fertigen; Künstler, die an keine festen Arbeitszeiten gebunden, mitunter aber auch am Wochenende da sind.